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Kartoffel (Haarmann)

1. Geschichte der Kartoffel

a) Herkunft
b) Verbreitung
c) Bedeutung heute

2. Botanik

a) Name-Familie
b) Habitus
c) Blüte
d) Beeren
e) Knolle
f) Wurzel
g) Solaningehalt
h) Krankheiten

3. Allgemeines

1. Geschichte der Kartoffel

a) Herkunft

Bereits vor 2000 Jahren bauten die Inkas in Terrassen der Anden die Wildfrucht an. Die Indianer nutzen neben Bohnen, Mais, Kürbis die „papa“ als Hauptnahrungsquelle.
Die Spanier lernten in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts von den Inkas die „papa“ kennen und brachten sie auf dem Schiffsweg nach Europa.

b) Verbreitung

Viele Vorurteile, Unkenntnisse und traditions-bedingte Hemmnisse standen der neuen Pflanze entgegen. So galt die Pflanze mit ihren bläulich-lila-farbenen Blüten als exotische Schönheit aus Übersee und zierte manche reich gedeckte Tafel bei Adelsfesten oder auch als Haarschmuck. Andererseits wurde sie von Predigern als Teufelswurz bezeichnet, denn sie sei in der Bibel nicht erwähnt.
Das Verkosten der oberirdischen Früchte endete oft mit Bauchschmerzen und Vergiftungserscheinungen. Es dauerte einige Generationen, bis aus der bot. Kostbarkeit eine Hauptnahrungsquelle der breiten Bevölkerung in Europa wurde. Zunächst war es ein Problem, dass die ursprüngliche Wildpflanze für die Knollenbildung Zeiten nächtlicher Dunkelheit benötigte. Unter den Bedingungen des europäischen Langtag-Sommers brachten sie deshalb nicht Knollen der Größe hervor, wie man sie im Verbreitungsgebiet nahe dem Äquator ernten konnte.
Durch entsprechende Pflanzenzüchtung änderte sich das. Durch Friedrich dem Großen und seinem „Kartoffelbefehl“ von 1756 wurde die tolle Knolle ein wichtiger und fester Bestandteil der deutschen Küche, denn er hatte weitblickend erkannt, dass die Kartoffel nicht nur nahrhafter als Getreide sei, sondern ihr Anbau auch größere Erträge als das Getreide brachte.
„Vom alten Fritz, dem Preußenkönig, da weiß man viel, doch viel zu wenig, zum einen, dass er die Kartoffel erfand. D’rum heißen sie, das ist kein Witz, auch Pommes Fritz.“
Der Kartoffelanbau in Europa hatte aber auch seine Schattenseiten. In Irland kam es 1845-1851 durch „Kartoffelfäule“ zu Missernten und Hungersnöten, weil es so schnell keinen Ersatz für die Erdfrüchte gab.

c) Bedeutung heute

Die Erdfrucht ist inzwischen vom Polarkreis bis zur Sahara bekannt. Über 305 Millionen Tonnen Kartoffeln wurden im Jahr 2010 geerntet (in Millionen Tonnen):

China 74
Indien 36
Russland 21
Ukraine 19
USA 18
Deutschland 10

Kartoffeln dienen 60% als Nahrungsmittel, 30% Herstellung von Stärke, 4% zur Ethanolgewinnung

2. Botanik

a) Name / Familie

Botanisch zählt die Kartoffel – Solanum tuberosum zu den Nachtschattengewächsen – Solanaceen, wozu auch die Tomate, derTabak, dieAubergine als Nutzpflanzen sowie der schwarze Nachtschatten, der Stechapfel (Datura) und die Tollkirsche als Wildpflanzen gehören.
Es gibt über 1000 Arten von Nachtschattengewächsen.

b) Habitus

Kartoffeln sind aufrecht oder kletternd wachsene Pflanzen, die über einen Meter hoch werden können. Die Sprossachse ist manchmal vierkantig, teilweise sogar geflügelt. Die wechselständig stehenden Blätter sind unpaarig gefiedert, kurzstilig und werden 10-30cm lang und 5-15cm breit. Die Teilblätter sind leicht bis stark behaart, stehen sich gegenüber oder sind wechselständig, oft von unterschiedlichsterForm und Größe. Die größeren Teilblätter besitzen zum Teil eigene Blattstiele, sind zwischen 2-10 cm lang und 1-6c m breit. Sie sind eiförmig bis länglich eiförmig, an der Spitze bis stark zugespitzt.

c) Blüte

Die Blüten stehen in trugdoldenförmigen Blütenständen. Die Blütenstandstiele sind 5-15 cm lang und behaart, die Blütenstiele sind ebenfalls behaart und 3-35 mm lang. Der Blütenkelch ist glöcken förmig 5-lappig und hat einen Durchmesser von 1.5 – 2 cm. Die Kelchlappen sind spitz bis stark zugespitzt.
Die Blüte ist zwittrig mit 5 Staubgefäßen und einem Fruchtknoten. Die Blütenkrone ist weiß, lila, gelb und bläulich. Blütenreichtum ist sortenbedingt, Wildformen blühen bei uns meist nicht.

d) Beeren

Die Früchte sind gelblich grüne zweikammerige Beeren, die bis zu 150 Samen enthalten. Sie spielen in der Züchtung eine Rolle. Die Beeren enthalten Solanin und sind giftig.

e) Knolle

Im botanischen Sinne ist die Kartoffel keine Frucht, auch keine Wurzel wie die Zuckerrübe, sondern ein unterirdischer Spross, eine Knolle.
Die Knolle dient als Speicherorgan und als vegetatives Vermehrungsorgan. An ihr sitzen Vertiefungen (Augen), woraus bei der Keimung Laubtriebe sprossen.

f) Wurzel

Am unterirdischen Teil der Triebe entwickeln sich Wurzeln und Tragfäden (Stolone), mit denen die neuen Knollen am Nabel verbunden sind. Die Wurzel ist ein stark verzweigtes Faser geflecht, das sich am Boden ausbreitet. Eine Hauptwurzel gibt es nur bei Samenpflanzen.

g) Solaningehalt

In den grünen Pflanzenteilen der Kartoffel konzentrieren sich Alkaloide, u.a.Solanin, besonders in den Trieben. Auch in mechanisch verletzten Kartoffeln (Druck-Froststellen) steigt der Solaningehalt an, weil weiteres Solanin eine Abwehrbarriere gegen Fäulniserreger (Bakterien) bildet. Weiterhin haben Lagertemperatur und Lagerdauer Einfluss auf die Erhöhung des Solaningehaltes. Deshalb sollen Kartoffeln bei ideal 8-10 Grad und dunkel gelagert werden. Grün verfärbte Kartoffeln durch unsachgemäße Lagerung sind nicht genießbar.

h) Krankheiten und Schädlinge

  1. Pilzkrankheiten der Pflanze – Hautfäule
  2. Durch Bakterien verursachte Krankheiten – Kartoffelschorf
  3. Durch Viren verursachte Krankheiten – Mosaikkrankheit
  4. Insekten – Kartoffelkäfer, Blattläuse
  5. Fadenwürmer – Nematoda
  6. Nagetiere – Rodentia

3. Allgemeines

Es gibt inzwischen weltweit 4.000 verschiedene Kartoffelsorten, die entweder als Speise- oder als Stärkekartoffeln angebaut und genutzt werden.
In Deutschland werden ca 140 Sorten angebaut.
Die Kocheigenschaften erkennt man an der Banderole der Verpackung:

— grüne Banderole: festkochend, z.B. Nicola, Sieglinde,Cilena
— rote Banderole: vorwiegend festkochend, z.B. Christa Secura, Granula
— blaue Banderole: mehlig kochend, z.B. Irmgard, Freya, Karlena

Kartoffel Inhaltsstoffe:

78% H2O
15% Kohlenhydrate (Stärke)
2% Eiweiß
2,1 % Ballaststoffe
1% Mineralstoffe – Na, Ka, Mg ,Ca, Fe
Vitamine – C, B1, B2
100 g Kartoffeln = 71 Kilokalorien

Bodenbeschaffenheit:

pH Wert von 5-6 erforderlich,
nur alle drei Jahre auf gleichem Acker,
sonst nicht genügend Nährstoffe

Klima:

Knollenbildung bei max. 15 Grad C
Temperaturen unter 10 Grad C und
über 28 Grad C – kein Wachstum
500 – 700 mm Niederschlag erforderl.
Reifung und Ertrag:
90 -150 Tage je nach Sorte und Witterung erforderlich.
30-50 t pro Hektar Anbaufläche

Rätsel:

Es geht doch komisch zu auf der Welt.
Im Frühjahr versteckt mich der Bauer im Feld.
Im Herbst zieht er aus mit Frau und Kind
und sucht bis er mich wiederfindt.
Doch dann bin ich nicht mehr allein
ich habe viele Kinderlein
Heinz Erhardt

G.Haarmann

Artikelbilöd:(pixabay)