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Erklärungen zu Bürgerwissenschaften, Forschendes Lernen am ZAWiW und Third Mission als Aufgabe der Universitäten

Bürgerwissenschaften oder auch Citizen Science lädt ein, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen und selbst als interessierte Laien forschend aktiv zu werden. Beobachten und Messen oder andere Daten sammeln, kann dabei ebenso spannend sein, wie selbst Forschungsthemen zu setzen oder sogar den gesamten Forschungsprozess mit zu gestalten. Mit Citizen Science (auch Bürgerwissenschaft oder Bürgerforschung) werden Methoden und Fachgebiete der Wissenschaft bezeichnet, bei denen Forschungsprojekte unter Mithilfe von oder komplett durch interessierte Laien durchgeführt werden. Sie formulieren Forschungsfragen, recherchieren, melden Beobachtungen, führen Messungen durch, publizieren oder werten Daten aus. (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Citizen_Science)

Das Forschende Lernen ist zunächst ein hochschuldidaktisches Prinzip, bei dem Studierende das Forschen bereits während des Studiums erlernen sollen. Am ZAWiW wurde die Methode „Forschenden Lernens“ seit 1995 systematisch in wissenschaftlichen Weiterbildung Älterer eingeführt. Das Forschende Lernen ermöglicht es interessierten Menschen, sich mit selbst gewählten Themen und Fragestellungen über einen längeren Zeitraum hinweg zu befassen und diese mit wissenschaftlichen Methoden systematisch zu bearbeiten und die Ergebnisse zu dokumentieren. Grundlage sind bei älteren Menschen meist deren Lebens- und Berufserfahrungen. Dabei werden nicht selten brachliegende, in Vergessenheit geratene, unbearbeitete oder querliegende Forschungsthemen aufgegriffen und vertieft. Bei der Entwicklung des Forschungsdesigns ist die Sicht- und Erfahrungsweise der älteren Menschen oft hilfreich. Fachliche Unterstützung erfahren die Teilnehmenden durch die Begleitung und Beratung von Wissenschaftler*innen. Mehr unter https://www.uni-ulm.de/einrichtungen/zawiw/programmlinien-und-themen/forschendes-lernen/

Forschendes Lernen am ZAWiW
Forschendes Lernen am ZAWiW (ZAWiW)

Idealtypisch durchläuft ein Forschungsprozess einen Zirkel von Phasen, vergleichbar mit dem erfahrungsorientierten Lernen nach Kolb (Abb. 3). Mit jedem Forschungszyklus bzw. jedem neuen Forschungs- vorhaben können die Teilnehmenden im Forschenden Lernen ihre Fähigkeiten und Forschungskompetenzen weiter entwickeln.

Synchronisation von Forschungs- und Lernzyklus
(Mooraj & Pape 2015, S.3 in Anlehnung an Wildt, 2009)

Ausgangspunkt für die Themenwahl und Problemstellung sind die Lebens- und Berufswelt, mit dem jeweiligen Durchlaufen des Forschungs- und Lernzyklus können sie mehr über das Forschen lernen und damit die die Stufen des Forschenden Lernens (Abb. 4) erklimmen. So können sich die Arbeitskreise und die Teilnehmenden vom Forschungsbasierten Lernen über das Forschungsorientierte Lernen bis hin zum Forschenden Lernen (Huber 2014) weiter entwickeln.

Idealtypische Stufen des Forschenden Lernens
Idealtypische Stufen des Forschenden Lernens (ZAWiW)

Aufgaben der wiss. Begleitung
Die Begleitung der Arbeitsgruppen Forschendes Lernen besteht zunächst in der Moderation und Unterstützung der Gruppendynamik bei der Findung von gemeinsamen Themen- und Fragestellungen. Die wissenschaftliche Begleitung unterstützt die Teilnehmenden bei dem Weg von einer Alltagsorientierung hin zu einer Wissenschaftsorientierung. Bei der Beratung bezüglich methodischer Fragestellungen und Vorgehensweisen sowie den entsprechende Forschungsstrategien und Forschungsmethoden sollte die Selbstbestimmung der Teilnehmenden als ein zentrales Kriterium Beachtung finden. Die wissenschaftliche Beratung im Forschenden Lernen ist deswegen von dem Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdbestimmung gekennzeichnet.

Forschendes Lernen zwischen Selbst- und Fremdbestimmung und Produktion von Alltags- und wissenschaftlichem Wissen; die Zuordnung der einzelnen Elemente aus dem Forschungszyklus variieren je nach Umsetzung.
Forschendes Lernen zwischen Selbst- und Fremdbestimmung und Produktion von Alltags- und wissenschaftlichem Wissen (In Anlehnung an Hrabal, Marquard, Wettstein & Hutterer 2020)

Das Forschenden Lernens am ZAWiW ist in zahlreiche Arbeitskreise mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten organisiert. Die Teilnehmenden der Arbeitskreise arbeiten unter organisatorischer und  fachlicher Anleitung weitgehend selbst bestimmt. Der Kontakt zu einem Arbeitskreis erfolgt über die jeweilige Sprecherin bzw. den Sprecher. Die Arbeitskreise pflegen eigenverantwortlich ihren eigenen Internetauftritt auf dieser Webseite unter dem Menü Forschendes Lernen. Das Forschende Lernen ist dabei eine eigene Programmlinie an der Universität. Die Mitarbeit in einem Arbeitskreis setzt dabei eine Anmeldung zum Forschenden Lernen voraus. Diese erfolgt online über nebenstehenden Link im grauen Kasten und ist für ein Semester gültig. Die Semestergebühr beträgt pro Person € 40,- (Mitglieder des Förderkreis des ZAWiW zahlen € 20,-). Für Teilnehmende des Forschenden Lernens sind weitere Veranstaltungen des ZAWiW im Semester wie Seminare und Kolloquium i.d.R. kostenfrei. Zur Anmeldung kommst man hier!

Das Thema „Third Mission“ und Bürgerwissenschaften kristallisiert sich zunehmend als eine wichtige Zukunftsaufgabe der Universitäten heraus. Wissenschaft muss in einer modernen Gesellschaft angemessen kommuniziert werden, Wissenstransfer- und Wissenschaftskommunikation sind dabei keine Einbahnstraße. Heute schon müssen bei DFG Projektanträgen Aspekte der Wissenschaftskommunikation berücksichtigt werden. Partizipation und Teilhabe der Gesellschaft an der Wissenschaft rückt zunehmend in den Fokus, auch um die gesellschaftliche Finanzierung der Hochschulen zu legitimieren. Dieser Zukunftsaufgabe widmet sich das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) seit über 25 Jahren, es steht für die Entwicklung und Durchführung innovativer Bildungsangebote für alle Generationen, insbesondere für Menschen im dritten Lebensalter. Aber auch für partizipative Bildungsforschung, Bürgerbeteiligung und Bürgerwissenschaften.

Literaturhinweise

Bödecker, Florian (2017): Ich habe viele andere Verpflichtungen und Interessen. Was Senioren davon abhält, an wissenschaftlicher Weiter- bildung teilzunehmen. In: DIE Magazin.  Forum IV/2017, S. 46-48

Huber, Ludwig (2014): Forschungsbasiertes, Forschungsorientiertes, Forschendes Lernen: Alles dasselbe? Hochschulforschung, HSW 1+2/2014 S. 32-39

Marquard, Markus (2014): Lernen im Alter – Aktives Altern selbst gestalten! In: Schönherr/Tiberius (Hrsg.): Lebenslanges Lernen. Wissen und Können als Wohlstandsfaktoren. Wiesbaden. S. 113-126

Marquard, Markus (2016): Internetnutzung weiterbildungsinteressierter Älterer als Kompetenzentwicklung. Edition Lernen im Alter, Band 1. Ulm

Mooraj, Margit; Pape, Annika (2015):  NEXUS Impulse für die Praxis: Forschendes Lernen. (Nr.8), Herausgegeben von der Hochschulrekto- renkonferenz. November 2015

Stadelhofer, Carmen, Hrsg. (2006): Forschendes Lernen als Beitrag zu einer neuen Lernkultur im Seniorenstudium. Neu-Ulm

Tippelt, Rudolf et al. (2009): Bildung Älterer. Chancen im demografischen Wandel. Bielefeld

Wildt, Johannes (2009): Forschendes Lernen: Lernen im „Format“ der Forschung. In: Forschendes Lernen: perspektiven eines Konzepts. Journal hochschuldidaktik. 20. Jg., Nr2, September 2009. TU-Dortmund, S. 4–7