Stechapfel (Stegmaier)
Datura Stramonium
Stechapfel
Andere Namen sind u.a. Rauchapfelkraut, Dörnapfel, Tollkörner, Schröckdistel.
Den ein oder andere Name wird sich im Verlauf des Vortrags wiederfinden und eine Erklärung geben.
Fundort meiner Stechapfelpflanze ist hier in Ulm, am Rand des Örlinger Tals. Das Örlinger Tal wurde von der Stadt Ulm dieses Jahr neu gestaltet und renaturiert.
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Der Stechapfel gehört zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae) von denen es rund 20 Arten gibt. Und ist , die meisten werden es wissen – stark giftig. Die Stechäpfel sind einjährige , krautige Pflanzen die über einen Meter hoch werden können. Sie sind nicht winterhart. Deshalb kann ich heute auch keine Blätter zeigen. Zylinderförmige weiße , violette, oder lavendelfarbene Kelche, die Blüten, öffnen sich in den Abendstunden . Sie werden dann von langrüssligen Schwärmern besucht . Blütezeit ist von Juni bis in den Oktober hinein.
Die Früchte aller Stechäpfel sind eiförmige, elliptische oder kugelförmige vierkammrige Kapseln, die aufrecht oder zurückgebogen an der Pflanze stehen. Die Kapseln springen an zwei, selten an vier Klappen auf, die manchmal unregelmäßig angeordnet sind.
Nachtschattengewächse sind mystische Pflanzen, Genuss – und Rauschmittel . Die meisten von ihnen enthalten Alkaloide, also giftige Stoffe. Die Pflanzen schützen sich so vor Fraß Feinden.
Die Pflanze ist in allen Teilen auch für den Menschen giftig. Halluniziationen, Horrortrips können mehrere Tage anhalten
Aber natürlich wurde der Stechapfel seit Jahrhunderten auch als Heilkraut eingesetzt: Rauch getrocknete Blätter gegen Asthma.
Wegen seiner berauschenden Wirkung wurde der Stechapfel Bestandteil von Hexen- und Flugsalben. Aus den Samen des Stechapfels wurden Liebestränke gemischt, Salben gekocht und Räuchermittel hergestellt, die die Sinne benebelten.
In der Antike ein beliebtes Mittel gegen Asthma, wurde sie von der Kirche systematisch als hoch gefährliche „Teufelspflanze“ abqualifiziert, weil erotische Träume natürlich nicht sein durften.
Johann Friedrich Gmelin, Arzt und Naturforscher im 18 Jahrhundert schrieb: Datura wird in Russland häufig gesammelt, wie ich nach dem Gebrauch fragte, so sagt man mir ohne Scheu, dass sie welche in das Bier legen, um die Leute desto geschwinder zu besaufen.
Dr. phil. Christian Rätsch, Ethnopharmakologe berichtet in seinem Buch „Bier jenseits von Hopfen und Malz“:
Die Monachi-Indianer kannten neben den Schamanen noch sogenannte Stechapfel-Träumer, die bei gemeinschaftlichen Ritualen Daturasamen einnahmen, um Wachträume zu erhalten, aus denen sie das Schicksal des Stammes ablesen konnten. Stechapfel diente dort auch dem Schutz der Lebenden vor den Totengeistern.
Und noch eine kleine Sache aus der heutigen Zeit: in den 60 er Jahren rauchten die „Blumenkinder“ den Stechapfel mit Marihuana vermischt.
Und wo ist das Herkunftsland des Stechapfels? Er wächst überall, außer in polaren und subpolaren Klimazonen . Einige Arten stammen aus Asien , andere wiederum aus Nord- u. Süd-Amerika und Indien. Erst Ende des 16. Jahrhunderts gelange er nach Europa und verwilderte. Heute findet man ihn nur noch selten. Er teilt damit das Schicksal vieler Ruderalpflanzen, die auf Schutt, an Wegrändern, an Kompostlagerstätten und in Gärten an gut mit Nährstoffen versorgten Plätzen vorkommen, heute aber immer mehr unserer Ordnungsliebe zum Opfer fallen.
M. Stegmaier
Artikelbild: (pixabay)