Kaffee (Maier)

Kaffee, eine Steinfrucht aus der Familie der Rubiaceae = Rötegewächse.
Der Strauch wird 6 bis 8 Meter hoch, trägt erst im 3. oder 4. Lebensjahr Früchte und kann bis zu 20 Jahre alt werden.
Die beiden wichtigsten Arten: Coffea arabica (Arabica-Kaffee) / Coffea canephora (Robusta-Kaffee).
Anbaugebiete: rund um den Äquator, zwischen dem 23. Grad nördlicher und dem 25. Grad südlicher Breite.
Optimale Anbauhöhe: 1.000 bis 2.000 Höhenmeter.
Hohe Luftfeuchtigkeit erforderlich.
Zeit von der Blüte bis zur Reife: 9 Monate.

1. Geschichte / Entdeckung
2. Entwicklung / Anbau / Verbreitung
3. Genussmittel / Wirkung
4. Weltmarkt
5. Umweltfolgen

1. Geschichte / Entdeckung

Um zu verstehen, warum die Pflanze Kaffee –Türkisch kahva, anregendes Getränk- die Welt veränderte, muss man zuerst die Geschichte und Entwicklung in den Blick nehmen. Ursprungsland des Kaffees ist wohl Äthiopien in der südwestlichen Region Kaffa. Dort wurde er bereits im 9. Jh. erwähnt. Hirten entdeckten bei ihren Ziegen die munter machende Wirkung – so geht die Sage. In Klöstern wurde diese Wirkung dann genutzt, um wach zu bleiben für Gebete.

2. Entwicklung /Anbau / Verbreitung

Erst im 14. Jahrhundert gelangte der Kaffee vermutlich durch Sklavenhändler über Äthiopien in den Jemen und über den Jemen nach Mekka. Geröstet und getrunken wurde er aber wahrscheinlich erst im 15. Jh. Damit begann der systematische Anbau als Kulturpflanze und der Weg in die Welt. Mitte des 16. Jh. gab es die ersten Kaffeehäuser in Mekka und Konstantinopel, im heutigen Istanbul, die aber bald wieder geschlossen wurden Die Wirkung des Kaffeetrinkens war wohl den regierenden Kreisen suspekt, und es wurde deshalb schnell verboten. Damit war Kaffee schon eine politische Pflanze!
Ende des 16. Jh. gelangte der Kaffee über Italien nach Europa, wo schon Mitte des 17. Jh. die ersten Kaffeehäuser in Venedig, London, Oxford, Paris und schließlich in Wien öffneten. Noch war es nur wohlhabenden Kreisen möglich, dieses kostbare, belebende Getränk zu konsumieren. Und der Rohstoff wurde schnell begehrt und teuer.
Im 17. Jh. wurde die Kaffeepflanze systematisch in den holländischen Kolonien, zuerst in Java angebaut. Damit sicherte sich Holland eine Vormachtstellung. Der Kaffeekonsum breitete sich in immer weiteren Gesellschaftskreisen aus. Der Weg zum Kaffeeimport und damit seine Regulierung in Anbau und Handel hatte begonnen. Bereits gegen Ende des 18. Jh. gehörte der Kaffee zu den am weitesten verbreiteten Kulturpflanzen. Dies ist in erster Linie auf die europäischen Kolonialmächte zurückzuführen, ohne die die heutige weltweite Verbreitung des Kaffees nicht stattgefunden hätte.
Schnell wurde der Handel mit Kaffee zur Staatssache. So verbot Friedrich der Große jeglichen privaten Handel, und noch Ende des 18. Jh. gab es sogenannte staatl. „Kaffeeriecher“, die das Rösten und Handeln unterbinden sollten.
Deutschland ist eines der wenigen Länder in der europäischen Union, die eine Kaffeesteuer erheben. Der Steuersatz für 1 Kg gerösteten Kaffees liegt bei 2,19 €, für löslichen Kaffee 4,78/kg.

3. Genussmittel / Wirkung

Um zu verstehen, ob und warum die Pflanze Kaffee die „Welt veränderte“, muss man auch die physiologische Wirkung genauer betrachten. Eine Tasse Kaffee enthält durchschnittlich 80 – 120 mg Koffein und hat einen ph-Wert von 5, ist also leicht sauer. Das Koffein hat eine leicht antidepressive Wirkung und blockiert den schlaf- fördernden Botenstoff Adenosin. Durch die Blockierung wird vermehrt Dopamin und Adrenalin ausgeschüttet. Die belebende Wirkung schätzte man schnell in höheren, gebildeten Kreisen.

Und Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es schnell Mode in diesen Kreisen, in den Kaffeehäusern das neue Getränk zu konsumieren. Schnell entwickelten sich dazu die entsprechenden Zubereitungsvarianten und Rituale, die Porzellane, die speziellen Einrichtungen der Kaffeehäuser, dazu Torten und Pralinees als ergänzende Zutat. Es wurde – und ist noch immer Kult!

Deutschland steht aber keinesfalls an 1. Stelle der Nationen mit dem meisten Kaffeegenuss. Es ist Luxemburg! Selbst die Schweden stehen noch vor uns in der Skala, auf der wir den 7. Platz einnehmen .
Ob und welchen weiterreichenden Einfluss dieser Kaffeegenuss auf den menschlichen Organismus hat und ob dies die Entwicklung des Menschen entscheidend veränderte/beeinflusste, lässt sich nicht direkt nachweisen. Da sind andere pflanzliche Genussmittel sicher einflussreicher, wie z.B. Zucker.

4. Weltmarkt

Der Handel mit Kaffee hat große wirtschaftliche Auswirkungen auf die beteiligten Länder. Nach Erdöl ist Kaffee der wichtigste Exportrohstoff. Über 100 Millionen Menschen leben von seiner Herstellung und Verarbeitung. Die größten Anbauflächen für Kaffee sind in Südamerika, wobei in Brasilien die größte Menge an Rohkaffee produziert wird – siehe Übersicht . Der Preis wird über die Welthandelsbörsen, vornehmlich New York und London geregelt . In Deutschland ist es immer wichtiger, dass der Kaffee biologisch und fair angebaut und gehandelt wird. Dazu haben sich viele Initiativen gebildet, die unmittelbar vor Ort, z. B. in Nicaragua Produktionsgemeinschaften unterstützen, deren Kaffee importieren, verarbeiten und direkt verkaufen, z.B. im Dritte Weltladen, Volkshochschulen, kirchlichen Einrichtungen usw., damit Kleinbauern ein existenzsicheres und geregeltes Einkommen haben.

Die Idee des fairen Handels ruht auf 5 Säulen
  • Die Kaffeebauern schließen sich zu Kooperativen zusammen
  • Den Kaffeebauern wird ein Mindestpreis garantiert, der die Existenz sichert
  • Die Zusammenarbeit ist langfristig angelegt
  • Die Kooperative erhält eine Vorfinanzierung
  • Die Geschäftsbeziehung ist transparent

5. Umweltfolgen

Eine unerfreuliche Begleiterscheinung des Kaffeeanbaus ist der Einsatz von Pestiziden in den meisten Kaffeeplantagen in den Ländern Afrikas, Asiens, Süd- und Mittelamerikas und der pazifischen Inseln. Dort werden große Mengen an gesundheits- und umweltschädlicher Pestizide eingesetzt. Diese belasten das Grundwasser und die Böden, gefährden die Gesundheit der Einwohner und die Artenvielfalt. Dies führt zu Bodenerosionen; die schützende Vegetationsschicht der Böden wird vernichtet, und die Wasserqualität im nahen Umkreis von Kaffeeplantagen sinkt. Ein weiteres Problem ist die Rodung von Waldgebieten um den Ertrag zu steigern. Zugvögel finden in den baumfreien Plantagen keine Nistmöglichkeiten mehr. Deswegen besteht kein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen mehr, welches mit weiteren umweltschädlichen Pestiziden ausgeglichen wird.
Eine Alternative ist der ökologische Anbau von Kaffee. Der Kaffee wird u. a. als Schattenpflanze angebaut. Deutlich geringere Umweltfolgen sind hier zu verbuchen. Der Einsatz von Pestiziden ist verboten, gleichzeitig werden Maßnahmen zur Verhinderung von Bodenerosion getroffen .
Zusammengefasst kann man sagen: die Kulturpflanze Kaffee hat die Welt erobert und fest im Griff. Es ist sicher noch ein weiter Weg zu einem umfassend gerechten Anbau und Handel.


G.Maier

Artikelbild (pixabay)