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Seira Kerber – Erfinderin von „X-Wash Responsibility“

Die deutsche Innenarchitektin und Designerin entwickelte eine „Waschstraße für Menschen“, mit der z.B. Kontaminierte ökologisch und psychisch schonender dekontaminiert werden können.

Waschanlage für Autos
Waschanlage für Autos: Inspirationsquelle für x-wash

2006 beendete Seira Kerber (geb. Fischer) ihr Studium der Innenarchitektur mit dem Bachelor of Arts an der London Metropolitan University. Einige Jahre arbeitete sie selbständig, wollte ihre Kenntnisse dann aber vertiefen und studierte nochmals von 2009 bis 2011 an der Universität Rosenheim, um ihren Master zu machen. Aus dem Semesterprojekt „Wasser und Mobilität“ entwickelte sie das „x- wash Event“. Diese Idee war ihr in einer Autowaschstraße gekommen. Das x-wash ist eine Waschstraße für Menschen, die den Benutzern Spaß macht und die sich für Werbezwecke nutzen lässt. Zum Beispiel könnte ein Getränkehersteller auf einem Festival Flipflops, T-Shirts und Badehosen mit seinem Logo verschenken. Wenn man diese Sachen trägt, darf man kostenlos durch die von außen durchsichtige Waschstraße gehen, zum Gaudi der Zuschauer. Man muss bestimmte Gesten machen, um durch die einzelnen Tore zu kommen und wird auch parfümiert und getrocknet. Seira Kerber hat diese Waschstraße selbst gebaut und hatte sehr viel Erfolg damit, zumal man beim Duschen damit 75% Wasser spart.

„Was kann ich als Designerin einbringen in die Gesellschaft?“

Das Thema der Masterarbeit lautete „Design und Verantwortung“. Seira erkannte das Potential ihrer Erfindung und entwickelte daraus eine x-wash Responsibility-Variante, eine Waschstraße für Menschen, die infektiös, chemisch oder radioaktiv kontaminiert sind. Es wäre eine schonendere und ökologischere Art der Dekontamination, als es bisher üblich ist. Auch als normale Dusche nach Katastrophen oder in Flüchtlingscamps ließe sich die Erfindung verwenden. Inzwischen hat Frau Kerber zahlreiche internationale Patente für die Waschstraße bekommen, leider aber noch keinen Investor dafür gefunden. In Deutschland ist es schwierig, Hochrisiko-Kapital zu generieren, wenn es keine ganz fertigen Prototypen gibt. Sie selbst möchte kein Unternehmen dafür gründen.
Frau Kerber (damals noch Seira Fischer) wurde 2014 zusammen mit Daniel Kerber von der Bundesregierung mit dem Titel „Kultur- und Kreativpilot Deutschlands“ ausgezeichnet. Sie für die Waschstraße, er für die Notunterkunft „Domo“ von „more than shelters“. Seitdem sind die beiden ein Paar und arbeiten gemeinsam in der Agentur „more-than-shelters“ mts socialdesign. Dabei geht es um die humanitäre Versorgung in Flüchtlingscamps und die Integration Geflüchteter in Deutschland. Das Socialunternehmen hat seinen Sitz in Berlin (info@mts-socialdesign.com)

Autorin: Erla Spatz-Zöllner, Juni 2022

Quellen:

Unternehmerin baut Waschstraße für Menschen | Stadt München (merkur.de)

Design-Büro für Katastrophenhilfe eröffnet – S+K Verlag für Notfallmedizin

Wie die Fukushima-Katastrophe diese Designerin auf die Idee brachte, eine Waschstraße für Menschen zu entwickeln – EDITION F

https://www.focus.de/perspektiven/mutmacher/more-than-shelters-von-der-kunst-in-die-fluechtlingshilfe-daniel-kerber-verwandelt-fluechtlingslager-in-staedte_id_10539117.html

Bild:

Waschanlage für Autos. Autor: Fridolin Freudenfett, CC BY-SA 4.0. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heidelberger_Platz_in_der_Waschanlage-001.jpg?uselang=de