Marga Faulstich (1915 – 1998) – Die Glasmacherin
Die deutsche Glas-Chemikerin ist die Erfinderin des Leichtgewichtsbrillenglases
Marga Faulstich wurde in Weimar geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Jena besuchte sie das Realgymnasium und machte Abitur. Aus finanziellen Gründen begann sie kein Studium, sondern ging als Hilfskraft zu den Schott Glaswerken in Jena. Sie arbeitete sich von der Hilfskraft zur Assistentin und Wissenschaftlerin hoch. Ihr Verlobter fiel 1942 im Krieg; sie begann ein Studium der Chemie, das sie jedoch durch die Kriegswirren nicht abschließen konnte. Auf Anordnung der Westalliierten wurde sie 1945 mit anderen Glasmachern zunächst nach Heidenheim gebracht und ging dann 1952 zu den übersiedelten Schottwerken nach Mainz. Dort baute sie ein neues Labor auf. Ihre berufliche Laufbahn war erstaunlich: Marga Faulstich wurde spezialisierte Glaschemikerin. Sie war außerdem Teil des Managements und leitete als erste Frau 16 Jahre lang die Tiegelschmelze.
Sie erarbeitete 300 Typen optischer Gläser und erhielt fast 40 Patente. Außerdem entwickelte sie dünne Schichten von Gläsern, die für entspiegelte Brillen und Glasfassaden verwendet werden. International bekannt und große Anerkennung bekam sie durch die Erfindung von „Schwertflint 64“ des Leichtgewichts-Brillenglases. Durch das neue Material wurden die Sehhilfen leichter und filigraner. Für Menschen mit hoher Dioptrienzahl war damit die Zeit der unansehnlichen „Bullaugenbrillen“ vorbei.
Auch an der Entwicklung neuer optischer Gläser für Mikroskope und Ferngläser war sie beteiligt. 1995 stand in der Mitarbeiterzeitung von Schott: „Sie war keine Quotenfrau, sondern eine wirklich ganz Große.“ Ihre Geistesblitze brachten Schott Millionen ein. Sie galt sowohl in der Forschung, als auch in der Wirtschaft als Führungskraft. Den Beginn ihrer Karriere kommentierte sie folgendermaßen: „Es hörte sich alles so glatt und einfach an, doch es war ein Auf und Ab und ein Kampf um Probleme und Menschen“.
1973 wurde sie mit der Industrial Research Incooperation-Medaille in Chicago ausgezeichnet. 6 Jahre später trat sie nach 44 Jahren Tätigkeit bei Schott in den Ruhestand. Die folgenden Jahre verbrachte sie mit Reisen in alle Welt, hielt aber auch immer noch Vorträge und Referate auf Glas-Kongressen. Mit 82 Jahren starb sie in Mainz.
Die Humboldt Universität zu Berlin hat ein Marga Faulstich-Programm „von Frau zu Frau zum Gründungserfolg“ für innovative Gründungsideen.
Autorin: Christel Freitag, Juli 2022
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marga_Faulstich
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/faulstich-marga.html
https://www.schott.com/de-de/ueber-uns/unternehmen/geschichte?tab=34bca407
Bilder:
Moderne Brillengläser. Autor: Yangdragon. Gemeinfrei. https://pixabay.com/de/photos/brillengl%C3%A4ser-glas-brillenglas-509385/
Schwarze Brille. Autor: Ri_Ya. Gemeinfrei. https://pixabay.com/de/photos/brille-schwarz-linsen-glas-optisch-4699783/
Auf den Spuren von Marga Faulstich: hochmodernes Leichtgewichts-Glas für Augmented Reality-Brillen. Pressefoto: Schott. Freigegeben. https://www.schott.com/de-de/news-and-media/media-releases/2021/schott-senkt-gewicht-von-augmented-reality-glas-um-20-prozent
Von SCHOTT entwickelte Schmelztechnologie. Pressefoto: Schott. freigegeben. https://www.schott.com/de-de/news-and-media/media-releases/2021/schott-senkt-gewicht-von-augmented-reality-glas-um-20-prozent