Leben für die Kunst – Giovanna Garzoni (1600-1670)

Pointiert, raffiniert und akribisch – die venezianische Barockmalerin Giovanna Garzoni war vor allem für ihre fast wissenschaftlichen Darstellungen von Blumen, Pflanzen und Tieren bekannt, was sie zu einer Pionierin des Genres der botanischen und zoologischen Stillleben machte.

Ihr Talent wurde über Venedig hinaus bekannt – so verbrachte sie einige Jahre in Florenz, Turin und Rom, reiste nach Paris und vermutlich auch nach London. Wohlwollende Mäzene, wie etwa die Familie Medici, ließen sich von der Künstlerin porträtieren und wussten ihren unverwechselbaren, raffinierten Stil und ihre botanischen Darstellungen zu schätzen. Ihre guten Kontakte ermöglichten ihr den Zutritt in die allerhöchsten Kunstkreise. Schnell erwarb sie den Ruf einer der besten Stillleben-Malerinnen und wissenschaftlichen Illustratorinnen.

Giovanna Garzoni besaß eine charakteristische, beinahe pointillistische Technik zwischen Malerei und Zeichnung. Mit einem speziellen Pinsel setzte sie viele winzige Punkte und zarte, dicht gesetzte Striche auf das Papier. Ihr bevorzugtes Medium: Tempera auf wertvollem Pergament.

Betrachtet man einen Ausschnitt eines ihrer Stillleben, so kann man nicht nur die Punkte gut erkennen, auch wie fein und akkurat Insekten und andere Kleintiere gestaltet sind.

Als Frau und Künstlerin, die ihre ganze Energie und Zeit ihrer künstlerischen Entwicklung und Karriere widmen konnte, war Giovanna Garzoni eine Ausnahmeerscheinung. Eine kurze, unglückliche Ehe mit dem Porträtmaler Tiberio Tinelli, von dem sie sich ein Jahr später wieder trennte, war wohl das einzige Zugeständnis, das sie an gesellschaftliche Erwartungen in puncto „weiblicher Lebensaufgaben“ machte.

Der Erfolg gab ihr recht: sie konnte viele ihrer Werke verkaufen und gelangte zu einem gewissen Reichtum. Immerhin konnte sie sich 1651 ein Haus in Rom, in der Nähe der „Accademia di San Luca“ leisten. Die Malerin und Kalligraphin starb 1670 in Rom.

Wie so oft bei historischen Künstlerinnen, fanden Giovanna Garzonis Talent, ihre Bedeutung und ihr Einfluss auf das Genre der Stilllebenmalerei, erst in letzter Zeit die Beachtung in der kunsthistorischen Wissenschaft, die sie verdient.

Autorin: Andrea Brendel, März 2024

Quellen:

https://www.dw.com/de/7-k%C3%BCnstlerinnen-die-man-kennen-sollte/a-68376802?maca=de-EMail-sharing

https://de.wikipedia.org/wiki/Giovanna_Garzoni

https://artinwords.de/giovanna-garzoni/

https://www.italianartsociety.org/2018/02/giovanna-garzoni/

Bilder:

Giovanna Garzoni: Stillleben mit Kirschen, Gurke, Eidechse und 3 Nüssen. Autor: Sailko via https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Giovanna_garzoni,_una_ciotola_di_ciliegie,_un_cetriolo,_una_lucertola_e_tre_niccioli,_01.jpg?uselang=de Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.de#ref-appropriate-credit

Stillleben mit Zitronen in einer Schale, ca 1648 -Von Giovanna Garzoni – Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21992658

Giovanna Garzoni: Porträt ihrer Förderin Christina von Frankreich, 1635 – http://www.bluffton.edu/womenartists/womenartistspw/garzoni.html Uploaded 05/08/2006, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1021179

Giovanna Garzoni: Selbstporträt, um 1650 – from her album Piante varie at Harvard. https://iiif.lib.harvard.edu/manifests/view/drs:45882947$10i, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75669315