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Fanny Churberg (1845 – 1892) – ein verkanntes Talent

Porträt von Fanny Churberg, 1870
Porträt von Fanny Churberg, 1870

Die finnische Landschafts- und Stilllebenmalerin war ihrer Zeit und damit dem später entstandenen Expressionismus weit voraus. Ihr expressiver Malstil – schwungvolle Pinselstriche und kontrastierende Farben – und die Dramatik ihrer Motive – Sturm, Gewitterstimmung, jagende Wolken, Wintertage, gepaart mit der rauen, wilden Natur Finnlands – blieb ihren Zeitgenossen fremd. Skeptisch und sehr zurückhaltend wurden ihre Gemälde aufgenommen, zu einer Zeit, in der der Naturalismus – die ideale, komponierte Landschaft – die Malerei beherrschte.
Erst 1919, Jahrzehnte nach ihrem Tod, erfuhr die Malerin in einer Retrospektive die verdiente Anerkennung.

Fanny Churberg: Winterlandschaft. Sonnenuntergang, 1878
Fanny Churberg: Winterlandschaft. Sonnenuntergang, 1878

Als Tochter eines wohlhabenden Arztes, der früh verstarb, hatte Fanny Churberg die finanziellen Mittel, um sich gründlich und nach ihren Vorstellungen in der Malerei ausbilden zu lassen. Denn dass sie Malerin werden wollte, das wusste sie schon früh.
Künstlerinnen in Finnland hatten den Vorteil, dass ihnen Kunstschulen und der Finnische Kunstverein offen standen. So ließ sich Fanny zunächst in Helsinki von verschiedenen Malerinnen in den Grundlagen ausbilden. 1867 ging sie dann zum ersten Mal nach Düsseldorf, auch wenn die berühmte Kunstakademie keine Frauen zum Studium zuließ. Sie nahm stattdessen Privatunterricht bei dem Landschaftsmaler Carl Ludwig, um sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Dabei fand sie zu ihrem ureigenen, unverwechselbaren Stil, weit entfernt vom „akademischen Stil“ der Düsseldorfer Malschule. Dynamisch-expressiv, von starken Emotionen beeinflusst, mit kräftigen Pinselstrichen, konnte sie in ihrer künstlerischen Darstellung der Natur, ihre eigenen Stimmungen auf ihre Bilder übertragen.

Fanny Churberg: Birken am Wasser, 1877
Fanny Churberg: Birken am Wasser, 1877

Ihre Zeitgenossen verschreckte dieser „Churberg-Stil“, ihnen waren ihre Gemälde nicht naturalistisch und idealistisch genug. Fannys Versuch, sich nach Jahren der künstlerischen Weiterbildung (u.a. in Paris) und des Reisens, in Finnland als Landschaftsmalerin zu etablieren, misslang. Daran konnte auch der Erste Preis des Finnischen Kunstvereins, anlässlich ihrer Ausstellung 1879 in Helsinki, nichts ändern. Ein Jahr später gab sie die Malerei auf. Wahrscheinlich, weil es ihr an Anerkennung als Künstlerin mangelte. In den folgenden Jahren widmete sie sich dem Finnischen Kunsthandwerk: so entstand 1880 der „Verein der Handarbeitsfreunde“, zudem gründete sie Töpfereien und Webereien.

Fanny Churberg: Landschaft im Mondlicht, 1878
Fanny Churberg: Landschaft im Mondlicht, 1878

Fanny Churberg starb 1892 mit knapp 47 Jahren. Sie hinterließ ein Gesamtwerk von ca. 300 Gemälden, von denen jedes Einzelne heute einen Schätzwert von um die 30.000 Euro hat.

Autorin: Andrea Brendel, März 2024

Quellen:

https://www.germanistik.hhu.de/angegliederte-bereiche/frauen-kultur-archiv/duesseldorfer-malerinnen-1800-1945/fanny-churberg

https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/fanny-churberg/

https://de.wikipedia.org/wiki/Fanny_Churberg

Bilder:

Porträt von Fanny Churberg, 1870. Gemeinfrei. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Churberg.jpg?uselang=de

Fanny Churberg: Winterlandschaft. Sonnenuntergang, 1878. Gemeinfrei. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fanny_Churberg_-_Talvimaisema,_iltarusko_(1878).jpg?uselang=de

Fanny Churberg: Birken am Wasser, 1877. Gemeinfrei. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fanny_Churberg_-_Birches_by_the_Water_-_A_II_1343_-_Finnish_National_Gallery.jpg?uselang=de

Fanny Churberg: Landschaft im Mondlicht, 1878. Gemeinfrei. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fanny_Churberg_-_Landscape_in_Moonlight_(1878).jpg?uselang=de