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IVECO fertigt vollelektrische und Brennstoffzellen-Wasserstoff-LKWs in Ulm

Am 14. November 2023 hatten die Wasserstofflotsen der Arbeitsgruppe Wasserstoff vom ZAWIW/Universität Ulm, Gelegenheit eine Informationsveranstaltung bei IVECO in Ulm/Donautal mit anschließender Betriebsbesichtigung zu besuchen. IVECO ist ebenfalls Kooperationspartner in der H2 Wandel Modellregion Mittlere Alb-Donau-Ostwürttemberg.

Gruppe zu Gast in Produktionshalle bei IVECO
Foto: Lars Kirschenhofer / IVECO 

Im IVECO KundenCenter wurden die Wasserstofflotsen, gemeinsam mit einer Gruppe Masterstudenten von Prof. Schlick, THU, von Frau Freihart und Herrn Kirschenhofer freundlich empfangen. In einem anschließenden Vortrag von Herrn Kirschenhofer, konnten alle viel Interessantes über die dortigen Aktivitäten und Anwendungen bezüglich lokal emissionsfreier LKW erfahren.

Am Standort von Iveco Group Standort in Ulm werden heute hauptsächlich Feuerwehrfahrzeuge unter der Marke Magirus produziert. IVECO hat sich allerdings entschieden, in Ulm noch ein spezielles Produktionszentrum einzurichten, in dem die Sattelzugmaschine mit reinem Elektroantrieb, der IVECO S-eWay sowie ein Heavy Duty FCEV-Brennstoffzellen-Fahrzeug mit Elektromotor und Brennstoffzelle, der IVECO S-eWay Fuel Cell hergestellt wird.

Was die Entwicklung und Produktion von lokal emissionsfreien LKW anbelangt, war IVECO 2019 mit dem amerikanischen Startup NIKOLA ein Joint Venture eingegangen. Im Mai diesen Jahres hat die Iveco Group vollständig das Joint Venture übernommen. NIKOLA hat sich auf den amerikanischen Markt zurückgezogen. Die LKW aus dem Donautal firmieren seitdem ausschließlich unter der Marke IVECO.

In diesem Jahr lief die erste Kleinserien-Produktion an. IVECO will mit seiner Zukunftsstrategie offen bleiben und verfolgt seine Dekarbonisierungsstrategie mit einem Multi-Antriebs-Ansatz, der die Weiterentwicklung von Biomethan-, batterieelektrischen und Brennstoffzellentechnologien vorantreibt. Der Bio-CNG/Bio-LNG-Einsatz ist preislich stabil und bringt durch Verbrauchsoptimierungen eine Emissionsreduzierung. Die lokal emissionsfreien batteriebetriebenen LKWs kommen mehr für kürzere Distanzen und im innerbetrieblichen Bereich zum Einsatz, während die null CO2-emittierenden H2-LKWs besser für längere Strecken und schwereren Verkehr geeignet sind. Da die benötigten Infrastrukturen noch nicht oder nur teilweise vorhanden sind, gibt es Energieerzeuger, die eine größere Menge LKW kaufen, die entsprechende Infrastruktur aufbauen und die Fahrzeuge dann anschließend an ihre Kunden vermieten. Laut Aussage von IVECO warten die Kunden derzeit eher auf die Brennstoffzelle.

Batteriebetriebener LKW
  • ein batteriebetriebener LKW kostet ca. € 400 000.-
  • es werden 9 Batterieblöcke mit je 82 kWh verbaut
  • mit einer Schnellladeleistung von bis zu 350 kW kann die Batterie in ca.90 min. auf 80% geladen werden
  • die Reichweite beträgt ca. 500 km
Brennstoffzellen-Wasserstoff LKW
  • ein Brennstoffzellen LKW kostet ca. € 500 000.-
  • die Brennstoffzelle wird von Bosch geliefert und hat eine Leistung von 200 kWh, zwei Stück sind verbaut
  • 2 Batterieblöcke mit je 82 kWh verbaut
  • betankbar wahlweise mit 350 und 700 bar
  • Reichweite bei Betankung mit 700 bar ca. 800 km
  • Tankvorgang ca. 20-30 min. (etwa gleich wie Diesel)
  • die Lebensdauer der Brennstoffzelle beträgt ca. 6 Jahre bei einer Laufleistung des LKW von ca. 910 000 km
  • etwas höhere Nutzlast als der batteriebetriebene LKW da geringeres Eigengewicht

Batteriebetriebener LKW und Brennstoffzellen-Wasserstoff LKW im Vergleich

In der Produktionsstätte im Donautal können zukünftig ca. 3000 Fahrzeuge/Jahr hergestellt werden. Die Fertigungsstraße umfasst 14 Stationen zu je 40 Min., 70-80 Mitarbeiter können pro Schicht tätig sein. Momentan wird nur in einer Schicht gearbeitet. Nachdem bereits 50 batteriebetriebene LKW gebaut wurden, werden aktuell nur Brennstoffzellenfahrzeuge produziert, es handelt sich um Gamma-Prototypen.

Derzeit sind in Deutschland ca. 3,6 Mio. LKW zugelassen. Die für den Personennahverkehr gesetzlich vorgegebene Quote von emissionsfreien Fahrzeugen gibt es für LKW nicht, angepeilt für dieses Jahr sind aber 10%. Die Maut für CO2-emittierende LKWs wird laut der neuen aktuellen EU-Verordnung stark erhöht, was zu einer praktischen Verdreifachung der Wege-Kosten führt, wogegen lokal emissionsfrei fahrende LKWs noch für ein paar Jahre davon befreit sind.

IVECO will mit seinen Entwicklungen dazu beitragen, den CO2-Ausstoß beim LKW-Verkehr auf unseren Straßen langfristig auf null zu reduzieren. IVECO hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2040 selbst CO2-neutral zu werden. Der Wandel wird zwar noch eine Zeit dauern – aber er wird kommen!

Für die teilnehmenden Wasserstofflotsen und THU-Studenten war es ein beeindruckendes Erlebnis, die aktuellen Ansätze hin zum lokal emissionsfreien Verkehr präsentiert zu bekommen. Herzlichen Dank an Frau Freihart und Herrn Kirschenhofer von der Iveco Magirus AG für den interessanten und informativen Nachmittag.

geschrieben von Margot Riegger und Walter A. Böttcher