AK FrauengeschichteAllgemeinBürgerwissenschaftenForschendes LernenProjekt Künstlerinnen

Experimentierfreudig & leidenschaftlich – Natalja Gontscharowa (1881-1962)

Kostümskizze für Tamara Karsawina als Königin von Schemachan, „Der goldene Hahn“ ca. 1914
Kostümskizze für Tamara Karsawina als Königin von Schemachan, „Der goldene Hahn“ ca. 1914


Natalja Gontscharowa wuchs unter sehr positiven Bedingungen auf. Der Vater war Architekt und ließ sie in Moskau ein Gymnasium besuchen, was ihr ermöglichte, 1898 ein Studium der Bildhauerei, Architektur und Malerei zu beginnen. Dort lernte sie den Maler Michail Larionow kennen. Er beeinflusste sie, die Bildhauerei aufzugeben und sich voll der Malerei zu widmen. Michail unterstützte sie bei der Organisation ihrer Ausstellungen und den Kontakten zu Künstlerkreisen. Ihre einzige Tätigkeit war, mit Leidenschaft zu malen. Dabei experimentierte sie, malte in unterschiedlichen Stilarten und setzte sich mit den entsprechenden Künstlerkreisen auseinander, wie „Karo-Bube“ und „Der Blaue Reiter“, mit der Zeitschrift „Das goldene Vlies“ und anderen.

Natalia Goncharova "Blue Caw", 1911
Natalja Gontscharowa „Blue Cow“, 1911

Von 1906 an lebte sie in Paris. Sie distanzierte sich aber bald vom westlichen Stil und hatte großes Interesse an Experimenten mit Ikonenmalerei. Sie entwickelte den „neopositivistischen Stil“ der russischen Avantgarde. Nach der Zeit des Experimentierens und Neuschaffens in Paris, immer in Begleitung des Partners Michail Larionow, kehrte sie nach Moskau zurück.

„Ich habe alles, was mir der Westen geben konnte, gelernt. ….jetzt schüttle ich den Staub von meinem Füßen ab und verlasse den Westen…mein Weg verläuft zur Quelle aller Kunst im Osten.“

Natalja Gontscharowa, 1913

"Die Ringer" (1908/09) von Natalja Sergejewna Gontscharowa
„Die Ringer“ (1908/09) von Natalja Sergejewna Gontscharowa


Neben dem „neopositivistischen Stil“ experimentierte sie auch mit dem „Kubofuturismus“ und dem „Rayonismus“. Die Rayonisten werden auch „Lutschisten“ genannt, von russisch “lutsch” (Strahl). Die Anordnung aller Bildelemente in parallel verlaufende, sich überschneidende strahlenartige Farbfelder, die sich facettenartig wie Lichtbündel aufsplittern, erhielt den Namen „Luminarismus“. Auch der “Kubismus” war für die Entwicklung des “Rayonismus” bedeutsam. Mit Larionow experimentierte sie von 1910 bis 1914 mit Lichtbündeln und zerlegte Objekte in Farbstrahl-Kompositionen, um damit Energie darzustellen und ein Gefühl für die vierte Dimension des Lichts zu entwickeln.

Natalja Gontscharowa: "Rayonistische Lilien", 1913
Natalja Gontscharowa: „Rayonistische Lilien“, 1913


Auf ihren Reisen (Spanien, New York etc.) wurde sie immer wieder inspiriert von abweichenden Malstilen.

Ab 1918 lebten Larionow und Gontscharowa doch wieder vorzugsweise in Paris. Neben ihrer Malerei waren ihr Recherche und Vorbereitung ihrer Aktionen ebenfalls sehr wichtig. 1948 gab es eine hervorragende Ausstellung in Paris:“ Der Rayonismus“, die Larionow und Gontscharowa zu den führenden Künstler:innen der russischen Avantgarde erklärte. Als erste Frau in Russland bekam sie 1913 eine Einzelausstellung, eine Retrospektive mit mehr als 800 Werken, darunter ihre rayonistischen Arbeiten.
1955 heiratete das Paar. Die letzten Lebensjahre waren von Krankheit und Armut gekennzeichnet, die Malerin litt unter schwerer Arthritis.
Am 17. 10. 1962 starb Natalja Gontscharowa in Paris.

Autorin: Jutta Gotthard, Dezember 2023


Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Natalja_Sergejewna_Gontscharowa

https://www.kunst-meditation.it/ars-meditation-ne-ru/kubofuturismus/

https://de.wikipedia.org/wiki/Rayonismus

Bilder:

Foto von Natalja Gontscharowa, vor 1917. Von Anonymous photographer from Russian Empire (before 1917)Public domain image (according to PD-RusEmpire) – фотоаив, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47963559

Ringer, 1908/09 von N. Goncharova – http://www.virtualrm.spb.ru/ru/node/21536, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60044046

„Rayonistische Lilien“, 1913 Von Natalja Gontscharowa – http://permartmuseum.ru/gallery/show/image/129, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51522847

Costume design by Natalia Goncharova (1914). Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46044428

Natalia_Goncharova_–_Blue_Cow 1911, Author: Alexey Yakovlev, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons