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Sonja Jost (*1980) – Grüne Chemie

Grüne, nachhaltige Chemie, die dazu beiträgt, die Umweltverschmutzung zu vermindern und Energie zu sparen, das sind die Ziele von Sonja Jost.

Heterogene Katalyse, Prozessschritte
Heterogene Katalyse, Prozessschritte

„Wie Goethes Faust sagt: Wie alles sich zum Ganzen webt, Eins in dem andern wirkt und lebt! – diese Faszination, Dinge verstehen zu können und besser machen zu können, treibt auch mich an“, sagt Sonja Jost. Die Absolventin der TU Berlin in den Fächern Wirtschaftsingenieurswesen und Technischer Chemie hatte es sich zur Aufgabe gestellt, Erdöl und seine Produkte, die in der Chemie als Lösungsmittel dienen, durch Wasser zu ersetzen. Bereits 2007 gelang es ihr bei der Arzneimittelherstellung auf erdölbasierte Substanzen zu verzichten und durch Wasser zu ersetzen. Dabei verwendet sie bestimmte Edelmetallkatalysatoren aus Rhodium, Ruthenium und Iridium, die mehrfach verwendet werden können. Dieses mehrfache Verwenden, das Re-using der Katalysatoren bedeutet eine große Kostenminderung gegenüber herkömmlichen Verfahren. Dies war ein Meilenstein in der Katalyse, einer chemischen Reaktion mittels eines Katalysators – speziell für die Pharmaindustrie.

2013 gründete sie das Unternehmen DexLeChem in Berlin mit drei Mitgründern. Der Name ihres Unternehmens hat mit der Chilarität von Molekülen zu tun. Chilarität bedeutet, dass die räumliche Struktur von Molekülen sich wie Bild und Spiegelbild zueinander verhalten (dexter/rechts und laevus/links; chir /Hand). Dabei muss z.B. bei einem Arzneimittel die heilende Stereostruktur des Moleküls hergestellt werden, nicht sein Spiegelbild. Sonja Jost ist es mit ihrer Methode der homogenen chiralen Katalyse gelungen, diesen Prozess sicherzustellen. Auch bei der Herstellung von Duftstoffen.

Die beiden Enantiomere eines chiralen Moleküls unterscheiden sich räumlich voneinander im Aufbau, ähnlich wie rechte und linke Hand.
Die beiden Enantiomere eines chiralen Moleküls unterscheiden sich räumlich voneinander im Aufbau, ähnlich wie rechte und linke Hand.

Neben der Förderung durch Professoren des Instituts für Chemie der TU Berlin hat sie ihren Erfolg dem Existenzgründungsprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums „EXIST Forschungstransfer“ zu verdanken.
Inzwischen hält sie mehrere europäische und US-amerikanische Patente und hat 10 Mitarbeiter*innen. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, z.B. von der „Gründungsinitiative Science 4Life“.

2014 wählte Bayer Pharma die Firma DexLeChem als strategische Partnerin für seinen „CoLaborator“, einen Forschungsstandort für junge Bio-Tech-Start-ups. Seitdem hat Sonja Jost ihr Labor und ihren Geschäftssitz in Berlin/Wedding in unmittelbarer Nähe zu anderen jungen Life-Science-Unternehmen.

Autorin: Erla Spatz-Zöllner, Juli 2022

Quellen:

Die Chemie muss stimmen – Wie Sonja Jost mit DexLeChem die Chemie grüner machen will | Nachhaltigkeit (fr.de)

https://biooekonomie.de/akteure/portraets/gruene-chemie-trifft-pharma

https://www.tu.berlin/themen/gruenden/dexlechem

Bilder:

Heterogene Katalyse, Prozessschritte. Author: Roland Mattern. CC BY-SA 3.0. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heterogene_Katalyse_2.svg?uselang=de

Die beiden Enantiomere eines chiralen Moleküls unterscheiden sich räumlich voneinander im Aufbau, ähnlich wie rechte und linke Hand. Von Original: Unbekannt Vektor: — πϵρήλιο – Chirality with hands.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17071045