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Martine Kempf (*1958) – mit der Stimme steuern

Die menschliche Stimme als Steuerungsinstrument gehört zu den revolutionärsten Erfindungen unserer Zeit.

Die französische Unternehmerin und Erfinderin Martine Kempf entwickelte ein Spracherkennungssystem, welches gesprochene Befehle in Steuerungsimpulse für Maschinen umsetzt, beispielsweise zur Steuerung eines Rollstuhls, eines Pkws oder eines Operationsmikroskops in der Mikrochirurgie. Sie nannte es Katalavox – vom griechischen Stamm katal = Verstehen und dem lateinischen Wort vox = Stimme.

Aufbau eines Spracherkennungssystems nach Alexander Waibel
Aufbau eines Spracherkennungssystems nach Alexander Waibel

Martine Kempf hat weiterbildende Schulen in Herne und Athen besucht und mit Abitur abgeschlossen, da im Straßburger Gymnasium, das ihre Brüder besucht hatten, Mädchen zu der Zeit nicht aufgenommen wurden. Anschließend studierte sie Astronomie an der Universität Bonn. In der Freizeit wollte sie etwas tun, was Menschen mit Körperbehinderungen in ihrem Alltag hilft. Motiviert hat sie dabei ihr Vater, der im Alter von 2 Jahren an Kinderlähmung erkrankte, selbst körperbehindert ist und sein Leben der Umrüstung von Autos für Behinderte gewidmet hat. Im Alter von 23 Jahren entwickelte sie das Spracherkennungssystem „Katalavox“, mit dem behinderte Menschen allein mit ihrer Stimme Maschinen steuern können, wie zum Beispiel einen Rollstuhl, unterschiedliche Funktionen in einem Auto und sogar ein Operationsmikroskop. Eine revolutionäre Erfindung, die weltweit großes Aufsehen erregte.


Im Frühjahr 1984 wurde Martine von der Firma Siemens, zusammen mit dem Bundesministerium für Forschung und Technologie, nach Japan eingeladen, um ihre Erfindung auf der „Leistungsschau der deutschen Industrie“ vorzuführen. Ein Mercedes 190E war für behinderte Autofahrer mit dem Katalavox ausgerüstet worden und etwa 50 elektrische Funktionen wie Öffnung der Fahrertür, Betätigung von Blinker, Hupe, Beleuchtung, Scheibenwischer, der Automatik und des Radios waren nun sprachgesteuert.
Das Spracherkennungssystem Katalavox hat folgende Spezifikationen:
es ist sprecherabhängig, erkennt Einzelworte oder kurze Sätze, reagiert blitzschnell (50 Millisekunden) und kann sogar in lauten Umgebungen benutzt werden.

2016 erhielt sie den „premier prix au Concour Lupine“ für ein in einem Ford-PKW installierten Katalavox-System auf der Messe in Straßburg. Es folgten weitere Auszeichnungen und Ehrungen. 1985 ging die französische Erfinderin nach Kalifornien/USA und gründete dort ihre eigene Firma Kempf-Katalavox.

Zitat: „Ich will alles lernen, was ich kann, und etwas für andere Menschen tun.“ Martine Kempf

Autorin: Jutta Gotthardt, Mai 2022

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Martine_Kempf

https://web.archive.org/web/20071019001707/http://www.katalavox.com/martinede.htm

https://www.frauen-genial.de/hintergrundinfos/erfinderinnen/14-Martine-Kempf.htm

https://www.kempf-usa.com/Kempf_videos.html

Bild:

Aufbau eines Spracherkennungssystems nach Alexander Waibel – Von Benutzer:Mwka – selber gezeichnet, CC BY-SA 3.0, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=392674