Maria Sievert – „Beobachten, Neudenken, Verbessern“
Automatisierungssystem für Gewebeproben, damit zwischen der operativen Entnahme der Proben und der Untersuchung im Labor nichts schief geht
„Hör auf dein Herz!“ Diesem Rat ihrer Studienmentorin folgte Maria Driesel ( später Sievert) zunächst nicht. Sie nahm einen sicheren Job in der Autoindustrie an. Aber nach einiger Zeit spürte sie, dass ihr Herz für etwas anderes schlug. Sie wollte ein eigenes Unternehmen gründen. Sie war Stipendiatin bei „Kickstart“ von der TU München (TUM) und „Exist“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, und sie hatte eine Zusatzausbildung bei „Manage&More“ von UnternehmerTUM durchlaufen. Dies alles sind Studienprogramme zur Förderung künftiger Führungspersönlichkeiten und zur Gründung von Start-Up Unternehmen.
Bereits 2015 während ihres Studienaufenthaltes in Arkansas, bei ihrem Masterstudium, war sie auf ein Problem aufmerksam geworden, das ihr Leben maßgeblich bestimmen sollte. Ein Pathologe erzählte ihr, wie häufig Laborproben versehentlich vertauscht werden.
Bei der operativen Entnahme von Körpergewebe wurden bisher die zu untersuchenden Gewebeproben in Röhrchen mit Formalin gegeben, manuell beschriftet und evtl. vor dem Versand in ein Labor mehrfach umgepackt und neu beschriftet. Dabei passieren Fehler. Durch Digitalisierung und Codierung dieser Vorgänge lassen sich diese Fehler vermeiden. Darin sah Frau Driesel ihre Aufgabe. Während ihrer Forschungen dazu, lernte sie einen Molekular-Biotechnologen und Betriebswirt kennen, der an solchen Automatisierungslösungen arbeitete. Sie taten sich zusammen und gründeten 2017 ihr Start-Up „inveox“. Inzwischen sind sie ein Paar und haben geheiratet.
Gemeinsam entwickelten sie drei Komponenten für einen sicheren Transport von Gewebeproben zum Pathologielabor: Eine Web-basierte digitale Kommunikationsplattform (eine Software), einen innovativen Transportbehälter für die Gewebebiopsien und einen Automaten zur Annahme dieser Röhrchen im Labor. In diesem Automaten werden die Proben anhand ihres ID-Codes erfasst und von allen Seiten fotografiert. Dann werden die Röhrchen auf den Kopf gestellt, damit das Formalin durch einen Filter ausläuft. Danach sind die Proben auf einer sogenannten Biokassette gelagert. In dieser Kassette wirft der Automat die vorbereiteten Gewebeproben dann für die mikroskopische Untersuchung aus. Neben der erhöhten Sicherheit führt die Automatisierung zu deutlicher Zeiteinsparung.
Mittlerweile prosperiert das Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl ist stark gestiegen. Dabei achtet die Gründerin auf Diversität ihrer Mitarbeiter*innen und besonders auf die Vielfalt der Fachrichtungen und der Nationalitäten. „Der stärkste Trigger für Innovation liegt in der Interdisziplinarität“, so lautet ein Zitat von ihr vom Juli 2018. Frau Sievert wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Edition F listete sie als eine von 25 Frauen, die mit ihren Erfindungen unser Leben verändern werden.
Autorin: Erla Spatz-Zöllner, Juli 2022
Quellen:
www.connect.de/ratgeber/inveox-breakthrough-2019-3198910-8068.html
Inveox – Pathology reinvented. : Inveox
Bilder:
Gewebebiopsie in Formalin. Autor: Ajay_Kumar_Chaurasiya. CC BY-SA 4.0. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Biopsy_in_formalin.jpg?uselang=de
Manuelle Probenbearbeitung in einem Krankenhauslabor. Gemeinfrei. https://pixabay.com/de/photos/labor-analyse-diagnose-krankenhaus-2815632/
Handbeschriftete Probenröhrchen im Labor. Gemeinfrei. https://pixabay.com/de/photos/pr%C3%BCfung-rohr-labor-medizinisch-214244/