Faszination Licht – Brigitte Kowanz (1957-2022)
Brigitte Kowanz (1957 – 2022) österreichische Lichtkünstlerin
Im August 2023 besuchte ich die Ausstellung „Dynamic. Bewegung in der Sammlung“ in der Kunsthalle Weishaupt in Ulm (läuft noch bis 25.2.24). Hier sah ich zum ersten Mal eine Arbeit von Brigitte Kowanz: Ein sonnenförmiger Strahlenkranz aus unterschiedlich gebogenen und unterschiedlich langen Leuchtstoffröhren, die sich durch eingebaute Spiegel in der Tiefe des Bildes scheinbar unendlich vervielfachen. Meine Neugier war geweckt und ich wollte mich näher mit der Künstlerin beschäftigen.
Leben
Sie lehrte von 1997 bis 2021 als Professorin für transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Wien war ihre Heimatstadt, hier wurde sie 1957 geboren, machte 1975 ihre Matura und studierte dann an der Hochschule für angewandte Kunst bis zum Magister Artium 1980 (M.A.).
Werk
Von Anfang an galt ihr Interesse dem Licht. Zusammen mit Franz Graf schuf sie Bilder mit phosphoreszierenden und fluoreszierenden Pigmenten. Ab 1984 entstanden Lichtobjekte aus Flaschen, Leuchtstofflampen und Fluoreszenz-Farbe.
Licht war für Brigitte Kowanz Gestaltungselement. Es diente ihr darüber hinaus als Informationsträger, als Medium der Erkenntnis und Sichtbarkeit, als Mittler für Bilder, Zeichen und Botschaften. Häufig verwendete sie in ihren Arbeiten Schriftzeichen oder das Morsealphabet. Dieser binäre Code (kurz/lang) ermöglicht es, Botschaften über weite Entfernungen mit Lichtgeschwindigkeit zu transferieren. Die Wechselwirkungen zwischen Raum und Zeit, Licht und Sprache faszinierten sie, ebenso wie das Schaffen virtueller Räume durch die Verwendung von semitransparenten Gläsern und Spiegeln. Ihre Kunst sollte nicht eindeutig sein, sondern Raum für individuelle Interpretationen eröffnen. Die präzise Ausführung ihrer Arbeiten war Kowanz sehr wichtig und wurde von ihr in ihrer eigenen Werkstatt akribisch überwacht. Nach den Vorgaben der Künstlerin stellten italienische Glasbläser die benötigten Röhren her, die dann in der Werkstatt unter ihrer Aufsicht zum fertigen Werk zusammengebaut wurden.
Ehrungen und Preise
Brigitte Kowanz wurde vielfältig geehrt. Zum Beispiel erhielt sie 2009 den „Großen österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst“ und 2018 den „Deutschen Lichtkunstpreis“.
Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Viele ihrer Werke sind im öffentlichen Raum präsent, wie etwa am Züricher Bahnhof, in Wien, Salzburg oder Berlin.
Nachlass
Adrian Kowanz, der Sohn von Brigitte Kowanz, verwaltet ihren Nachlass. Ihm verdanke ich die persönlichen Mitteilungen zu ihrer Werkstatt.
Eine vollständige Werkschau ihrer faszinierenden Lichtkunstwerke finden Sie hier: https://kowanz.com/de/
Autorin: Erla Spatz-Zöllner, Dezember 2023
Quellen und Zitate:
https://www.maxgoelitz.com/artists/30-brigitte-kowanz/
https://de.wikipedia.org/wiki/Brigitte_Kowanz
https://art-collection.europarl.europa.eu/de/artists/brigitte-kowanz/
https://www.derstandard.at/story/2000132960992/lichtkuenstlerin-brigitte-kowanz-verstorben
https://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/brigitte-kowanz/
https://www.art-in.de/biografie.php?id=496
https://www.ooekultur.at/exhibition-detail/istr-i-seem-to-recall
https://www.epo.org/de/about-us/social-responsibility/art/collection/brigitte-kowanz
Fotografien:
Lichtinstallation „Outline“ von Brigitte Kowanz. Author: Robot8A, CC by 4.0https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Outline_by_Brigitte_Kowanz_05_at_night.jpg
„Morsealphabet“ von Brigitte Kowanz, in der Kunsthalle Weishaupt anlässlich der Ausstellung „Dynamic.Bewegung in der Sammlung“ – Fotos von Erla Spatz-Zöllner, mit Genehmigung der Kunsthalle Weishaupt, 2023