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Künstlerisches Genie – Lotte Laserstein (1898 – 1993)

Lotte Laserstein bei der Arbeit an Abend über Potsdam
Lotte Laserstein vor Abend über Potsdam, 1930; Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt

„Lotte Laserstein – diesen Namen wird man sich merken müssen. Die Künstlerin gehört zu den allerbesten der jüngeren Malergeneration. Ihr glanzvoller Aufstieg wird zu verfolgen bleiben.“
Berliner Tagblatt 1929

Lotte Laserstein wollte bereits mit 5 Jahren Malerin werden. In Berlin machte sie 1918 Abitur und studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Daneben besuchte sie eine Schule für Gebrauchsgraphik und begann eine private Kunstausbildung. Erst ab 1919 durften Frauen in Deutschland ein akademisches Studium der Bildenden Künste aufnehmen. Nicht zuletzt, weil das Zeichnen und Malen von Akten mit nackten Modellen zwar die Königsklasse der akademischen Ausbildung darstellte, aber für Frauen als unschicklich galt. Lotte Laserstein studierte von 1921 – 1927 an der Akademischen Hochschule für Bildende Künste zu Berlin bei Erich Wolfsfeld. Von 1925 – 1927 war sie seine Meisterschülerin.

In der Wirtschaftskrise verarmte die Familie und Lotte musste ihr Studium als Illustratorin und Graphikerin finanzieren. 1925 zeichnete sie das Preußische Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit der „Ministermedaille“ für besondere künstlerische Leistungen aus. Schon 1928 kaufte die Stadt Berlin ihr Gemälde „Im Gasthaus“. Bis 1933 konnte Lotte Laserstein sich als anerkannte Malerin etablieren. Mit ihren Bildern traf sie den Nerv der Zeit. Ihr Modell, Traute Rose, verkörperte in idealer Weise die moderne emanzipierte Frau, die Lotte darstellen wollte: Selbständig, berufstätig und sportlich. Die Künstlerin war stolz auf ihre akademische Ausbildung und malte sicherlich auch deshalb zahlreiche Akte. Sie nahm an vielen Ausstellungen und Wettbewerben teil und wurde Mitglied und zeitweise Vorsitzende im „Verein der Berliner Künstlerinnen“. Sie war sehr gut in der Kunstszene vernetzt. 1931 hatte die Malerin eine Einzelausstellung in der Berliner Galerie Gurlitt. Das Gemälde „Abend über Potsdam“ von 1930 gilt heute als ihr Hauptwerk.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Lotte Lasersteins erfolgreiche Karriere jäh unterbrochen und zerstört. Obwohl protestantisch getauft, wurde sie als sogenannte „Dreiviertel-Jüdin“ eingestuft. Sie erhielt keine Ausstellungsmöglichkeiten mehr, wurde aus dem Verein der Berliner Künstlerinnen ausgeschlossen und konnte keine Malmaterialien mehr kaufen. Ihr Schüleratelier wurde geschlossen. Geld verdienen konnte die Malerin nur noch als Kunstlehrerin an einer jüdischen Privatschule.
1937 erhielt sie eine Einladung zu einer Ausstellung der Stockholmer „Galerie Moderne.“ Laserstein nutzte diese Gelegenheit zur Emigration nach Schweden. Ein Schritt, der ihr sehr schwer fiel! Musste sie doch ihre Mutter, ihre Schwester und all ihre Freunde und Freundinnen, auch Traute Rose, zurücklassen. Sie verlor ihr berufliches Umfeld und ihre Anbindung an die deutsche Kunstszene. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Porträt- und Landschaftsmalerei. 1977 erhielt sie den Kulturpreis der Stadt Kalmar.

Lange Zeit geriet ihr Werk in Vergessenheit. Erst 1987 und 1990 führten Ausstellungen in London (Agnew’s und The Belgrave Gallery) zu ihrer Wiederentdeckung und dem Ankauf ihrer Werke durch namhafte Museen. Lotte Laserstein konnte die Ausstellung in London zusammen mit Traute Rose besuchen und erlebte so, noch zu Lebzeiten, die internationale Würdigung ihrer Werke.
In Deutschland folgten Ausstellungen in Berlin (2003/2004 Das Verborgene Museum: „Lotte Laserstein. Meine einzige Wirklichkeit“) und Frankfurt/Main (2018/2019 Städelmuseum: „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht“)

Autorin: Erla Spatz-Zöllner, März 2023
Aufmerksam wurde ich auf die Künstlerin durch die Ausstellung „Von Angesicht zu Angesicht“ 2019 im Städel Museum Frankfurt a.M.

Quellen:
https://dasverborgenemuseum.de/kuenstlerinnen/laserstein-lotte
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/lotte-laserstein/
https://www.youtube.com/watch?v=SCztzlFYk3Y
https://www.arte.tv/de/videos/089123-000-A/die-wiederentdeckung-der-lotte-laserstein/
https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Laserstein
https://blog.staedelmuseum.de/tag/lotte-laserstein/
https://arolsen-archives.org/news/lotte-laserstein-die-neue-frau/

Bild:

Lotte Laserstein bei der Arbeit an ihrem Gemälde „Abend über Potsdam“; Fotografie von Wanda von Debschitz-Kunowski, um 1930, (gemeinfrei) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lotte_Laserstein_by_Wanda_von_Debschitz-Kunowski.jpg