AK FrauengeschichteAllgemeinForschendes LernenProjekt Erfinderinnen

Caroline Eichler (1808 – 1843) – künstliche Füße und Hände

Die deutsche Bandagistin, Feinmechanikerin und Konstrukteurin entwickelte die erste brauchbare moderne Handprothese.

Caroline Eichler
Caroline Eichler

Vermutlich wurde Margaretha Caroline Eichler 1808 oder 1809 in Neustadt bei Dresden geboren, als dritte Tochter eines Malers. Auch wenn man kaum etwas über ihre Schulbildung bzw ihre Ausbildung weiß, anhand ihrer Arbeiten kann man erkennen, dass sie Kenntnisse der Physik und der technischen Mechanik besaß.

Beinprothese
1832 konstruierte sie eine Beinprothese mit Kniegelenk, für die sie im Jahr darauf als erste Frau in Preußen ein Patent erhielt. Die von Caroline Eichler entwickelte Beinprothese verfügte über ein bewegliches, selbstständig arbeitendes Kniegelenk, was seinerzeit noch keineswegs selbstverständlich war, von ihr aber als unumgänglich angesehen wurde. Das Kniegelenk kam ohne Sperrvorrichtung aus und wurde über Darmsaiten und auf Druck belastete Spiralfedern bewegt, die menschlichen Sehnen und Muskeln entsprechen sollten. Durch den von ihr konstruierten Mechanismus konnte sich das Knie beim Gehen beugen, während die Federn das Bein beim Anheben wieder in die gestreckte Ausgangslage brachten. Der Amputierte musste also nicht passiv nachhelfen und „an einem Fädchen ziehen“.
Die Prothesen stellten nach Ansicht der zeitgenössischen Autoren eine wesentliche Weiterentwicklung gegenüber allen früher bekannten Konstruktionen dar und dienten zumindest im deutschsprachigen Raum noch längere Zeit als Vorbild und Standard für spätere Entwicklungen.

Margarethe Caroline Eichler: Beschreibung und Abbildung eines neuerfundenen künstlichen Fusses, zum Ersatze des Ober- und Unterschenkels. Berlin 1834
Margarethe Caroline Eichler: Beschreibung und Abbildung eines neuerfundenen künstlichen Fusses, zum Ersatze des Ober- und Unterschenkels. Berlin 1834

Handprothese
Eichlers künstliche Hand von 1836 war die erste brauchbare willkürlich, also ohne Unterstützung der gesunden Hand, bewegliche Prothese. Sie wurde durch die verbliebene Muskulatur im Oberarmstumpf mittels eines Zugmechanismus betätigt. Im Gegensatz zu bisherigen Konstruktionen wurden die Finger aktiv geschlossen und durch Spiralfedern aus Neusilberdraht, je eine in jedem Fingergelenk, wieder gestreckt. Die Finger waren in drei, der Daumen in zwei Gelenken beweglich. Sie konnten durch fünf separate Schieber an der Handwurzel auch einzeln bewegt werden, allerdings nur passiv. Im Gegensatz zu den Eisernen Händen der Renaissance verfügte die Handprothese über einen opponierbaren Daumen, der mittels eines sechsten Schiebers einen Pinzettengriff ermöglichte, ganz so wie eine natürliche Hand. Der Träger der Prothese sollte damit schreiben, nähen und sticken, aber auch Lasten von bis zu 9 kg heben können.

Darstellung der Kunsthand von Caroline Eichler
Darstellung der Kunsthand von Caroline Eichler


Caroline Eichler war entgegen dem gängigen Frauenbild, offenbar eine geschäftstüchtige und selbstbewusste Frau, die stolz ihre Erfindungen bewarb und in eigener Werkstatt herstellen ließ. Ihre Prothesen wurden erfolgreich eingesetzt und von zahlreichen Ärzten ausdrücklich gelobt und empfohlen.
Die Wahl ihres Ehemannes dagegen erwies sich als katastrophale Fehlentscheidung: sie ließ sich zwar von ihm scheiden, aber er verlangte wiederholt Geld von ihr. 1843 wurde Caroline Eichler von ihrem Exmann ermordet.

Autorin: Ilse Fodil, Juni 2022

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_Eichler

https://was-mit-geschichte.de/2022/03/25/die-vergessene-erfinderin-der-beweglichen-prothese

Bilder:

Caroline Eichler. Von Johann Georg Weinhold – Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55639834

Margarethe Caroline Eichler: Beschreibung und Abbildung eines neuerfundenen künstlichen Fusses, zum Ersatze des Ober- und Unterschenkels. Berlin 1834. Gemeinfrei. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Beinprothese_-_Caroline_Eichler_2.png

Darstellung der Kunsthand von Caroline Eichler. Von Autor/-in unbekannt – Otto Karpinski: Studien über künstliche Glieder. Im Auftrage des Königlich Preusseschen Kriegsministeriums. Königlich Preussische Hof-Buchhandlung, Berlin 1881., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32649931