AK FrauengeschichteAllgemeinBürgerwissenschaftenForschendes LernenProjekt Künstlerinnen

Die „kameralose“ Fotografin – Anneliese Hager (1904 – 1997)

Anneliese Hager (1904-1997) (auch Brauckmeyer oder Götz, Anneliese) wurde am 11. Feb.1904 in Zlotow/ Westpreußen geboren und starb am 1. März 1997 in Korbach/Hessen.

Sie ließ sich in Berlin zur Metallographin ausbilden. Von 1922 bis 1924 arbeitete sie als technische Assistentin für Mikrofotografie am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin.

Ihrer ersten Ehe mit Rudolf Brauckmeyer entstammen drei Kinder. Diese Verbindung wurde 1943 geschieden.

In der nationalsozialistischen Zensur entwickelte sie das „Fotogramm“. Das bezeichnet eine fotografische Abbildung, die ohne Gebrauch einer Kamera durch direkte Lichteinwirkung auf sensibilisiertem Trägermaterial entsteht. Jedes zwischen der Lichtquelle und dem Bildträger befindliche Objekt hinterlässt dabei abhängig von seiner Position eine mehr oder weniger deutliche Spur auf dem Papier. Je länger das Papier bedeckt und damit unbelichtet ist, desto heller werden bei der Entwicklung die bedeckten Teile und umgekehrt. Es entsteht ein Unikat mit umgekehrten, „negativen“ Tonwerten. Anneliese Hagar nennt diesen Effekt „weiße Schatten“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Hager mit dem Maler Karl Otto Götz zusammen, den sie 1947 heiratete. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn, Alexander Götz. Diese Ehe wurde 1965 geschieden.

In unregelmäßigen Abständen veröffentlichte Hager Gedichte. Sie hatte bereits im Alter von 16 Jahren zu dichten begonnen. Im Jahr 1947 schrieb sie die surrealistische Prosadichtung Die rote Uhr, die 1963 in limitierter Auflage als Handpressendruck erschien.

Ebenfalls als limitierter Handpressendruck erschien 1964 der Lyrikband Weiße Schatten, den sie mit eigenen Fotogrammen illustrierte. Er war in ein Original-Fotogramm Hagers eingebunden, signiert und nummeriert und erschien in einer Gesamtauflage von 36 Stück.

Außerdem übersetzte Hager zahlreiche, in Deutschland völlig unbekannte Texte bekannter französischer Autoren erstmals ins Deutsche, u.a. von Guillaume Apollinare, Charles Baudelaire und André Breton.

Anneliese Hager, die zweifellos zu den leidenschaftlichsten und erfolgreichsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts gehörte, ist nahezu unbekannt geblieben, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass ihre frühen Werke bei der Bombardierung Dresdens 1945 zerstört wurden. Hager war eine von nur drei Frauen und die einzige Fotografin, die 1949 in der inzwischen legendären CoBrA-Ausstellung in Amsterdam ausstellte.

Sie stand im Schatten der männlichen Maler auf der internationalen Bühne in den 1950er Jahren.

Autorin: Sibylle Beck von Goetz

Ausstellungen von Anneliese Hager:
1988 Struktur und Geste, Suermondt-Ludwig-Museum
2018 im Harvard Art Museum gezeigte Ausstellung Inventur-Art in Germany

Ich wurde angeregt durch die Ausstellung Becoming CoBrA in der Kunsthalle Mannheim, mehr über diese Künstlerin zu erfahren.

Quellen (abgerufen am 2.2.2023):
https://harvardartmuseums.org/collections/object/358193 (Foto und Fotogramm)

https://de.wikipedia.org/wiki/Anneliese_Hager

https://www.gallery-neher.com/kuenstler/karl-otto-goetz/
https://harvardartmuseums.org/exhibitions/6120/white-shadows-anneliese-hager-and-the-camera-less-photograph

Links: (abgerufen am 2.2.2023):
https://www.youtube.com/watch?v=qlFJyv6-vjU&list=PLjiqsPexHHIIvxNoxB2AE5jcoIPlwbHFj&index=3
https://www.rdklabor.de/wiki/Fotogramm (abgerufen am 1.3.2023)