AK FrauengeschichteAllgemeinForschendes LernenProjekt Künstlerinnen

Edita Hirschová (1908 – 1943) – Mutige und talentierte Surrealistin

Porträt von Edita Hirschová 1926,
Porträt von Edita Hirschová, 1926

Tita, der Name, mit dem sie ihre Werke signierte, war eine mutige und unabhängige Frau, eine autodidaktische Künstlerin. Sie wurde im Mai 1908 im Prager Stadtteil Vinohrady in der Familie des jüdischen Kaufmanns Karl Hirsch und seiner Frau Elsa geboren, besuchte das Gymnasium und verdiente in den frühen dreißiger Jahren ihren Lebensunterhalt als Modedesignerin. 1934 verließ sie Prag in Richtung Paris, kehrte kurz darauf zurück und ging 1937 nach London, wo sie humorvolle Karikaturen für Zeitungen zeichnete. Aus dieser Zeit sind nur wenige ihrer Werke bekannt, die aber bereits ihr außergewöhnliches Talent zeigen.

Edita Hirschová, Zwei Frauen mit Amaryllis, 1938
Edita Hirschová Zwei Frauen mit Amaryllis, 1938



Titas Wandlung zur Surrealistin vollzog sich nach ihrer Rückkehr ins Paris der Kriegszeit, wo sie sich an den Aktivitäten einer Gruppe von Künstlern beteiligte, die im besetzten Paris geblieben waren. Die surrealistische Gruppe, die 1940 gegründet wurde, trug den Namen „La Main à plume“. In seiner Studie über den Surrealismus während der deutschen Besatzung beschreibt Michael Fauré Tita Hirschová als „eine tschechische Frau jüdischer Herkunft, groß, mit kurzem dunklem, gewelltem Haar, gleichmäßigen Zügen und einem ernsten Gesicht, schön, sogar edel. Zum Unglück für sie und die ihr Nahestehenden leidet sie an einer schweren Taubheit, was ihre herausragenden zeichnerischen Fähigkeiten und ihr junges künstlerisches Talent sicherlich noch verstärkt.“ (aus: Zastihla je noc, Anna Pravdová, 2009)


Tita illustrierte Gedichte und Texte in der unregelmäßig erscheinenden Publikation der Gruppe, die mit jeder Ausgabe ihren Namen änderte, um der deutschen Zensur zu entgehen. Eine der vier Illustrationen in der ersten Ausgabe „La Main à Plume“ stammt von ihr. In der dritten Ausgabe, die auch Illustrationen von Künstlern wie Domínguez, Picasso und Vulliamy enthält, erschien ihre Zeichnung Die Erbauer der Ruinen (Les Batisseurs des ruines).

Edita Hirschová: Die Erbauer der Ruinen (Les Batisseurs des ruines) (1941), mit Erlaubnis der Mährischen Galerie in Brünn
Edita Hirschová: Die Erbauer der Ruinen (Les Batisseurs des ruines) (1941)

Sie illustriert einen Artikel von Jean-François Chabrun, in dem es um „die Bedeutung der Träume, die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt in jedem Menschen im Wach- und Traumzustand und auch die Verantwortung eines jeden, den das Schicksal zu dieser Gruppe geführt hat“ geht (aus: Zastihla je noc, Anna Pravdová, 2009).


Auch die vierte Ausgabe enthält ihre Zeichnungen. Sie illustrierte auch zwei Gedichtbände, einen von Marc Patain, den anderen von Jean-François Chabrun.
Titas Beteiligung an den Aktivitäten der Gruppe wurde 1942 durch ihre Verhaftung und anschließende Deportation nach Auschwitz beendet, wo sie 1943 ermordet wurde. Sie war 34 Jahre alt. Die Werke in ihrem Pariser Atelier wurden wahrscheinlich vernichtet.

Weitere Bilder und Zeichnungen finden Sie hier: Digitales Archiv der Künstlerinnen výtvarnéumělkyně (vytvarneumelkyne.cz)


Ein Großteil der spärlichen Informationen über die Künstlerin wurde von der tschechischen Kunsthistorikerin und Theoretikerin Anna Pravdová, Kuratorin der Nationalgalerie in Prag, zusammengetragen und dokumentiert, die auch Ausstellungen ihrer Werke organisierte. Laut Pravdová bilden die Illustrationen, die in den Text- und Gedichtsammlungen der Gruppe „La Main à plume“ veröffentlicht wurden, den Hauptteil des verbleibenden Werks von Edita Hirschová. Titas Leben vor ihrer Abreise nach Paris wurde von ihrem Verwandten Michael Brummel dokumentiert, der auch ihre Werke ausstellte. Es wurden Anstrengungen unternommen, um ihre Werke zu finden, die sich möglicherweise in Privatbesitz befinden.

Autorin: Gabriela Körting, Oktober 2024

Quellen:

Buch Zastihla je noc (Die Nacht hat sie eingeholt), Anna Pravdová, 2009 

Malířka Edita „Tita“ Hirschová, nová stálá expozice v Brummelově domě v Plzni. Ve čtvrtek s přednáškou | ZPRÁVY – Plzeň | REGIONPLZEN.CZ

ČT24 Recenze: Vlastní pokoj – Kurátorky detektivy — ČT24 — Česká televize (ceskatelevize.cz)

Echo24.cz Tita. Pozapomenutá surrealistka, jež zmizela v pekle holocaustu – Echo24.cz

Digitales Archiv der Künstlerinnen výtvarnéumělkyně (vytvarneumelkyne.cz)

Über die Gruppe La Main à plume: La Main à plume — Wikipédia (wikipedia.org)

Bilder:

Foto: Porträt von Edita Hirschová 1926, Quelle: Anna Pravdová, Zastihla je noc, 2009, verwendet mit Erlaubnis von Anna Pravdová

Edita Hirschová, Zwei Frauen mit Amaryllis, 1938, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Edita_Hirschov%C3%A1_Two_Women_with_Amaryllis_1938.jpg

Edita Hirschová, Die Erbauer der Ruinen (Les Batisseurs des ruines) (1941), das Bild stammt aus der Sammlung der Mährischen Galerie in Brünn, verwendet mit Erlaubnis der Mährischen Galerie in Brünn