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Anni Albers (1899-1994) – Pionierin zwischen Kunst und Handwerk

Große Liebe: Malerei

Anni Albers (untere Reihe, 2. von links), Weberinnen und Webmeister der Webereiklasse in Dessau
Anni Albers (untere Reihe, 2. von links), Weberinnen und Webmeister der Webereiklasse in Dessau

Eigentlich wollte Anni Albers Malerin werden. Die Tochter aus gutbürgerlichem Berliner Hause (ihre Mutter stammte aus der Verlegerfamilie Ullstein) hatte bereits eine dreijährige künstlerische Ausbildung hinter sich, als sie 1922 ans Bauhaus nach Weimar ging. Walter Gropius, Gründer und Direktor des Bauhauses propagierte zwar die „absolute Gleichberechtigung“, aber die freie Wahl der künstlerischen Richtung besaßen nur die männlichen Studenten. Für die Frauen gab es Extra-Frauenklassen und so landete Anni Albers wider Willen in der Weberei.

Trotz allem zum Erfolg

Im zunächst ungeliebten, weil „weichlichen“ Handwerk, fand sie zu ihrer künstlerischen Stärke und wurde schnell erfolgreich. Meisterin am Doppelwebstuhl und der Jacquard-Webmaschine, begann sie großformatige Wandbehänge und Polsterungen in faszinierenden abstrakten Designs zu entwerfen. Als Pionierin eines einzigartigen Webstils erhielt sie 1949 als erste Textil-Künstlerin eine Einzelausstellung im New Yorker Museum of Modern Art. Trotzdem geriet sie immer wieder an die Grenzen des Mediums Textil:

Anni Albers: Tapestry, 1948
Anni Albers: Tapestry, 1948

„Wenn ein Werk aus Fäden gemacht ist, hält man es für Handwerk; wenn es auf Papier ist, gilt es als Kunst“, stellte sie einmal fest. Es blieb ein Dilemma ihres Lebens und Schaffens und führte in den 1960er Jahren dazu, dass Anni Albers sich der abstrakten Druckgrafik zuwandte.

Was, wenn…

„Was, wenn Anni Albers, die sich erst im letzten Drittel ihres Lebens dem Drucken zuwandte, früher zum Papier gefunden hätte?“, spekuliert Hannah Pilarzcyk 2018 im „Spiegel“, anlässlich der Ausstellung im K20 in Düsseldorf. „Albers hätte sich nicht nur als herausragende Handwerkerin und wichtigste Künstlerin des Bauhauses, sondern als eine der größten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts überhaupt in die Geschichte eingeschrieben.“

Künstlerisches Schaffen

Als eines ihrer Hauptwerke gilt das Holocaust-Mahnmal „Six Prayers“ (1966/67). Im Auftrag des Jewish Museum/New York entstand ein fast zwei Meter hohes und drei Meter breites Bildgewebe aus Baumwolle, Leinen, Bast und Metallgarn. Das subtile Gewebe aus grauen, braunen und beigefarbenen Fäden, in dem silbernes Metallgarn hellere Akzente setzt, steht exemplarisch für ihre große künstlerische Leistung: die enge Verzahnung von abstrakter Kunst mit der traditionsreichen Kulturtechnik des Webens.

Anni Albers: Six Prayers (1966/67)
Anni Albers: Six Prayers (1966/67)

Neben monumentalen, gitterförmigen Wandbehängen, die Anni Albers in monatelanger Arbeit anfertigte (jeweils genauestens vorher in Gouache auf Papier entworfen), entwarf und fertigte sie auch Teppiche, Raumtrenner, Stoffe, Blockdrucke und sogar Schmuck aus ungewohnt alltäglichen Materialien.

Autorin: Andrea Brendel, 20.07.2024

Anni Albers: Design for a Silk Tapestry, 1926 (Harvard Art Museums)
Anni Albers: Design for a Silk Tapestry, 1926 (Harvard Art Museums)

In Ulm…

lehrte übrigens Anni`s Mann, der Bauhaus-Künstler Josef Albers, als Gastprofessor an der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung (1954/55). Anni und er waren 1933 in die USA emigriert und unterrichteten am renommierten Black Mountain College, North Carolina.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Anni_Albers

https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/anni-albers/

https://artinwords.de/anni-albers-textilkuenstlerin-mit-folgen/

https://www.vogue.de/lifestyle/artikel/anni-albers

Bilder:

Anni Albers. By [1], Fair use, https://en.wikipedia.org/w/index.php?curid=31240511

Anni Albers (untere Reihe, 2. von links), Weberinnen und Webmeister der Webereiklasse in Dessau. Von Autor/-in unbekannt – Bauhaus Archiv Berlin, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=117311154

Anni Albers: Six Prayers (1966/67). By Steve Bowbrick. CC SA 2.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Anni_Albers_show_at_Tate_Modern_is_astonishing.jpg

Anni Albers: Tapestry, 1948. By J R – https://www.flickr.com/photos/103707855@N05/25650509411/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=95637110

Anni Albers: Design for a Silk Tapestry, 1926 (Harvard Art Museums) By Art is a word – https://www.flickr.com/photos/sqorda/46726582862/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=95637108