AK FrauengeschichteAllgemeinForschendes LernenProjekt Künstlerinnen

Ludovike Simanowiz (1759-1827) – Porträtmalerin ohne Signatur

Selbstbildnis mit wehendem Haar, 1791
Selbstbildnis mit wehendem Haar, 1791

Die württembergische Porträtmalerin des Klassizismus wäre beinahe für immer vergessen worden, hätte sie nicht die Familie Schiller porträtiert. Das Problem: Ludovike hat keines ihrer Werke signiert. Und so mag es noch heute das ein oder andere Gemälde von ihr geben, was ihr noch nicht zugeordnet werden konnte.

Geboren wurde sie als Kunigunde Sophie Ludovike Reichenbach, Tochter eines Chirurgen und einer Apothekerstochter. Aufgewachsen ist sie in Ludwigsburg, wo sie schon als Kind die Schillers kennenlernte und zu Friedrich, vor allem aber zu seiner älteren Schwester Christophine eine lebenslange Freundschaft entwickelte.

Schon früh wurde ihr außergewöhnliches Maltalent erkannt und so holte ihr Onkel sie nach Stuttgart und ließ sie dort vom angesehenen Hofmaler und Kunstprofessor der Hohen Carlsschule, Nicolas Guibal, privat unterrichten, in Ölmalerei und Zeichnen. Denn noch waren Frauen nicht zu den Akademien zugelassen. Auch war es ihnen nicht gestattet, am lebenden Modell Aktzeichnen zu üben, und so behalf Ludovike sich mit Vorlagen. Ihr Lehrer war es, der ihr empfahl, sich in Paris weiterzubilden. Und so reiste sie mit finanzieller Unterstützung des Herzogs Carl Eugen 1787 nach Paris. Dort unterrichtete sie der französische Hofmaler Antoine Vestier in einer eigenen Schülerinnenklasse. Ludovike blieb ein oder zwei Jahre in Paris und genoss vor allem das Arbeiten in der Ateliergemeinschaft sehr.

Selbstporträt mit Regine Vossler, 1795
Selbstporträt mit Regine Vossler, 1795

Die Rückkehr nach Württemberg fiel ihr offensichtlich schwer. Obwohl dort ihr Verlobter, der Offizier Franz Simanowiz auf sie wartete, den sie seit ihrem 17. Lebensjahr liebte. Ihr Pariser Beichtvater Charles-Christian Gambs schrieb ihr Anfang Dezember 1788: „Ich wünschte, meine theuerste Freundin! daß Sie die Unentschlossenheit, mit der Sie zwischen Paris und Stuttgart, zwischen Kunst und Liebe hin und her wanken, einmal zu überwinden suchten. […] Eine von Ihren Neigungen müssen Sie der anderen aufopfern. Wollen Sie das häusliche Glück genießen, so müssen Sie auf den Kunstruhm Verzicht thun und umgekehrt. Haben Sie aber das Eine oder Andere gewählt, so sehen Sie um ihrer Ruhe willen nicht mehr auf das Verlorene zurück, und beherzigen Sie die Wahrheit, daß auf Erden kein vollkommenes Glück zu finden ist.“

Porträt von Friedrich Schiller, 1793/94
Porträt von Friedrich Schiller, 1793/94

Ludovike entschied sich, und zwar für Württemberg und die Ehe mit Franz. 1791 wurde Franz an die französische Grenze versetzt, da im Zuge der französischen Revolution Krieg drohte. Und Ludovike reiste wieder nach Paris. Das war nicht ganz einfach, denn inzwischen waren die Jakobiner an der Macht und Ludovike, die bei einer Freundin in adeligem Hause wohnte, wurde mehrfach verhört. Sie erlebte die Abschaffung der Monarchie, besuchte mehrmals einen Jakobinerklub und war über die Gewaltbereitschaft der neuen Machthaber entsetzt. Als sie endlich ihren Pass wieder hatte, reiste sie zurück nach Deutschland. Kurz darauf erhielt sie den Auftrag die Familie Schiller zu porträtieren, Friedrich, seine Frau Charlotte und die Eltern.

1799 erlitt Franz Simanowiz einen Schlaganfall. Beide Beine blieben gelähmt und Ludovike war gezwungen, sich und ihren Mann zu ernähren, indem sie Malunterricht gab und Schülerinnen als Pensionsgäste aufnahm.

Porträt von Schillers Mutter, Elisabeth Dorothea Schiller, 1793/94
Porträt von Schillers Mutter, Elisabeth Dorothea Schiller, 1793/94

Gefallen hat ihr das nicht: „Ich habe mich an die Nothwendigkeit, die Kunst mitunter als Erwerb treiben zu müssen gewöhnt, und habe es durch meinen Fleiß so weit gebracht, dass wir unabhängig leben können. Was wäre aus unserem Schicksal geworden, wenn mir Gott nicht den Muth geschenkt hätte, meine Kunst auf eine, ich gestehe es, sehr unangenehme Art zu treiben. Nun ist der Lohn doch süß.“

1827 starb der inzwischen sehr hinfällige und depressive Franz Simanowiz. Und seine Frau, die mit ihm „gleichsam eine Seele war“, folgte ihm nur wenige Monate später nach.

Autorin: Andrea Brendel, April 2025

Quellen:

https://hahn-presse.de/ludovike-simanowiz

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludovike_Simanowiz

https://www.swr.de/swrkultur/kunst-und-ausstellung/zwischen-hofmalerei-und-avantgarde-bedeutende-kuenstlerinnen-aus-dem-suedwesten-100.html#Simanowiz

Bilder:

Selbstbildnis mit wehendem Haar, 1791. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/60/Ludovike_Simanowiz_-_Selbstbildnis_mit_wehendem_Haar.jpg

Porträt von Friedrich Schiller, 1793/94. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/74/Friedrich_Schiller_by_Ludovike_Simanowiz.jpg

Porträt von Schillers Mutter, Elisabeth Dorothea Schiller, 1793/94. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/39/Elisabeth-Dorothea-Schiller.jpg

Selbstporträt mit Regine Vossler, 1795. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e1/Selbstportrait_mit_Regine_Vossler.jpg/2367px-Selbstportrait_mit_Regine_Vossler.jpg