Marie Anna Galimberti-Provázková (1880 – 1951) – einzigartig expressionistisch

Autorin: Gabriela Körting
„Hässlich wie der Teufel, aber malt wie ein Engel.“ Josef Váchal
„Ihre Landschaften, ihre Stillleben und insbesondere ihre Figuren scheinen aus dem tiefsten Inneren menschlicher Erfahrung und Gefühle zu stammen. Wenn Sie es nicht wüssten, würden Sie nicht glauben, dass sie von einer Frau gemalt wurden.“ Alžbeta Birnbaumová
Madame Gali, wie einige ihrer nahen Freunde und Weggefährten sie nannten, war eine tschechische expressionistische Malerin. Sie konzentrierte sich auf Landschaft, Stillleben, figurative Motive, Porträt und Selbstporträt. Viele Jahre lebte sie im Ausland, was ihr Werk prägte: „Ihre Erfahrungen aus dem Leben und der Arbeit in Deutschland, Ungarn und Frankreich verwandelte sie in einen einzigartigen Stil, in dem sich die cézannesche Gestaltung des malerischen Raums mit einem psychologisch gefärbten Expressionismus verbindet und in der Farbe und Licht eine der Schlüsselrollen spielen.“ Martina Pachmannová

Galimberti-Provázková stammte aus einer adligen Familie. Sie studierte in Wien, München und später in der Malerkolonie Nagybánya, wo sie den fauvistischen Maler Alexander (Sándor) Galimberti kennenlernte, den sie 1906 heiratete und mit dem sie ein Jahr später nach Paris zog. In Paris studierte sie bei Ferdinand Léger. Ab 1911 stellte Madame Gali regelmäßig im Salon d’Autonome und im Salon des Indépendants aus. Ihr Aufenthalt in Paris war von den Einflüssen des Fauvismus und vor allem des Kubismus geprägt. Auch Amadeo Modiglianis Einfluss lässt sich in einigen ihrer Frauenporträts wiedererkennen.

Die Ehe mit Sándor Galimberti endete bereits 1911; 1915, nach dem Tod seiner zweiten Frau, der Malerin Valeria Dénes, beging Sándor Galimberti Selbstmord. Marie Galimberti behielt seinen Namen.
Zwei Jahre später kehrte Madame Gali nach Böhmen zurück, aber ihre Arbeiten wurden dort sehr unterschiedlich aufgenommen. 1919 stellte sie erstmals in Prag aus. Sie war Mitglied der Künstlervereinigung Tvorba zusammen mit Josef Váchal und anderen Künstlern, und Mitglied des Kulturrats. Mit Váchals zukünftiger Partnerin, der Grafikerin Anna Macková, hatte sie eine Zeit lang eine intime Beziehung, die zwar endete, aber Galimberti blieb mit beiden in Kontakt. In dieser Zeit betonte sie in ihren Arbeiten den expressionistischen Ausdruck.

Einige Zeit verbrachte sie in der Künstlerkolonie Neue Welt in Würzburg, die sie Anfang der dreißiger Jahre immer wieder besuchte. 1931 stellte sie ihre Werke zusammen mit der Gruppe Skify aus, einer Gruppe von aus Russland emigrierten Künstlern.
Noch mit 51 Jahren studierte sie (von 1931 bis 1935) im Ukrainischen Kunststudio in Prag und nahm teil an deren Ausstellungen.
Erst in den 1940er Jahren erhielt sie zumindest teilweise Anerkennung. Die letzte Ausstellung von Galimberti-Provázková wurde 1949 vom Verband der bildenden Künstler Purkyně in Prag organisiert.

Mit dem Aufstieg und der Macht der Kommunisten Ende der 40er Jahre wurde sie zunehmend ausgegrenzt. Einige ihrer Werke wurden noch im Ausland ausgestellt (Argentinien, Triest, England…), doch sie erhielt weder die Bilder noch das Geld zurück. Die größte Sammlung ihrer Werke befindet sich heute im Besitz des Kreismuseums in Jindrichuv Hradec in Südböhmen, woher ihre Familie stammte. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in materieller Not und krank. Nach ihrem Tod wurde ihr fast vergessenes Werk erst 2011 durch eine Ausstellung in der Westböhmischen Galerie in Pilsen wieder ins Gedächtnis gerufen.
Laut der Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kritikerin Martina Pachmannová war Galimberti-Provázková „in der tschechischen Szene nach ihrer Rückkehr nach dem Ersten Weltkrieg eine absolute Außenseiterin, aber auch eine Zerstörerin gesellschaftlicher Konventionen.“
Quellen:
Madame Gali: Expresionistické dílo Marie Galimberti-Provázkové (1880–1951) | Západočeská Galerie v Plzni Svědectví: Ženským hlasem, Testimonies in a Female Voice, Julie Weissova, Diplomarbeit, Univerzita Karlova v Praze, Ustav pro dějiny uměni, Marie Galimberti Provazkova in the context of Czech fine art in the early 20th century Marie Galimberti Provázková v kontextu českého výtvarného umění počátku 20. století | Digitální repozitář UK
Marie Galimberti-Provázková – Wikipedie
Biografický slovník českých zemí GALIMBERTI-PROVÁZKOVÁ Marie 1880–1951 – Biografický slovník českých zemí
Martina Pachmannová, in Madame Gali: Das expressionistische Werk von Marie Galimberti-Provázková (1880–1951) | Westböhmische Galerie in Pilsen
Bilder:
Marie Galimberti-Provázková – Selbstportrait, nicht datiert, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marie_Galimberti-Prov%C3%A1zkov%C3%A1_%E2%80%93_self-portrait.jpg Marie Galimbertiová-Provázková, Public domain, via Wikimedia Commons
Krajina s vodní hladinou, 1909, (Landschaft mit Wasseroberfläche). https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marie_Galimberti_%E2%80%93_Prov%C3%A1zkov%C3%A1,_Krajina_s_vodn%C3%AD_hladinou_(1909).jpg, Marie Galimberti–Provázková (1880-1951), Public domain, via Wikimedia Commons
Frauenporträt II. (Junge Frau, die sich das Kinn stützt) (um 1915))https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marie_Galimberti_%E2%80%93_Prov%C3%A1zkov%C3%A1,_%C5%BDensk%C3%BD_portr%C3%A9t_II._(Mlad%C3%A1_%C5%BEena_podp%C3%ADraj%C3%ADc%C3%AD_si_bradu)_(kolem_1915).jpg, Marie Galimberti–Provázková (1880-1951), Public domain, via Wikimedia Commons
Stillleben mit Krug und Früchten (1918), https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marie_Galimberti_%E2%80%93_Prov%C3%A1zkov%C3%A1,_Z%C3%A1ti%C5%A1%C3%AD_se_d%C5%BEb%C3%A1nem_a_ovocem_(1918).jpg, Marie Galimberti–Provázková (1880-1951), Public domain, via Wikimedia Commons
Selbstporträt (um 1940), https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marie_Galimberti_%E2%80%93_Prov%C3%A1zkov%C3%A1,_Autoportr%C3%A9t_(kolem_1940).jpg Marie Galimberti–Provázková (1880-1951), Public domain, via Wikimedia Commons